Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat von Armenien ein Ende der „Besatzung“ der umstrittenen Region Berg-Karabach gefordert. „Die Zeit ist gekommen, die Krise in dieser Region zu beenden, die mit der Besatzung von Berg-Karabach begonnen hat“, sagte Erdogan am Montag. Die Türkei steht in der jüngsten Eskalation des jahrzehntelangen Konflikts, bei der seit Sonntag mehr als 60 Menschen starben, auf der Seite von Aserbaidschan.
„Wenn Armenien sofort das Gebiet verlässt, das es besetzt, dann wird die Region zu Frieden und Harmonie zurückkehren“, sagte Erdogan. In den vergangenen Wochen war der Konflikt um Berg-Karabach nach Jahren relativer Ruhe wieder neu entbrannt. Aserbaidschans Armee und von Armenien unterstützte Rebellentruppen lieferten sich am Sonntag heftige Gefechte, die am Montag andauerten.
Der sogenannten „Minsk-Gruppe“ der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die sich seit 1994 um Vermittlung in dem Konflikt bemüht, warf Erdogan Scheitern vor: „Sie haben alles getan, um den Konflikt nicht zu lösen. Jetzt muss Aserbaidschan die Dinge selbst in die Hand nehmen“.
Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan streiten seit Jahrzehnten um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Kaukasusregion Berg-Karabach. Die Region hatte in den 1990er Jahren ihre Unabhängigkeit erklärt, wurde aber von keinem Land anerkannt und gilt international nach wie vor als Teil von Aserbaidschan.
Ein länger andauernder militärischer Konflikt könnte weitreichende Auswirkungen haben. Russland und die Türkei konkurrieren um Einfluss in der Kaukasusregion. Das ölreiche Aserbaidschan hat seine Armee in den vergangenen Jahren mit Hilfe der Türkei hochgerüstet.
Nach Ausbruch der Gefechte am Sonntag sicherte Ankara der Regierung in Baku umgehend volle Unterstützung zu. Die Regionalregierung von Berg-Karabach erhob den Vorwurf, dass Ankara bereits Waffen, Soldaten und Söldner zur Unterstützung von Aserbaidschan in die Region entsandt habe. Russland wiederum unterhält in Armenien einen Militärstützpunkt, liefert aber auch Waffen an Aserbaidschan.