Die Afrikanische Schweinepest ist erstmals seit dem Auftreten der Tierseuche in Deutschland auch abseits des bisher betroffenen Gebietes in Brandenburg nachgewiesen worden. Wie das Verbraucherschutzministerium in Potsdam mitteilte, bestätigte das Friedrich-Loeffler-Institut am Mittwoch einen Verdachtsfall bei einem Wildschwein, das ein Jäger am Sonntag an der deutsch-polnischen Grenze im Brandenburger Landkreis Märkisch-Oderland erlegt hatte. „Damit haben wir eine neue Lage“, erklärte Landesverbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne).
Der Fundort liegt demnach rund 60 Kilometer von dem bisherigen Kerngebiet entfernt, das in den Brandenburger Kreisen Oder-Spree und Spree-Neiße eingerichtet worden war und in dem besondere Vorgaben gelten. Für die Kernzone gilt laut Schweinepest-Verordnung ein weitgehendes Betretungsverbot, auch der Fahrzeugverkehr ist dort eingeschränkt, um den Erreger nicht etwa über Schuhe oder Autoreifen zu verbreiten. Rund um die Kernzone gibt es zudem ein sogenanntes gefährdetes Gebiet mit Nutzungsbeschränkungen für Land- und Forstwirtschaft.
Nach dem betätigten Fall im Landkreis Märkisch-Oderland wurde dort nach Ministeriumsangaben am Mittwochmorgen damit begonnen, ein vorläufiges Kerngebiet einzurichten und mobile Schutzzäunen aufzubauen. Nötig sei zudem ein fester Zaun entlang der gesamten brandenburgisch-polnischen Grenze, um einen Wechsel von infizierten Tieren zu verhindern, erklärte Nonnemacher.
Nach derzeitiger Einschätzung handele es sich in Brandenburg „um zwei voneinander getrennte Seuchengeschehen“, erklärte die Ministerin und verwies darauf, dass es in Westpolen „ein hoch dynamisches Infektionsgeschehen“ gebe. Seit Herbst 2019 waren im Nachbarland mehrere Fälle von Afrikanischer Schweinepest bekannt geworden.
Zugleich betonte Nonnemacher, dass feste Wildschutzzäune nur eine von vielen Maßnahmen im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest seien. „Diese Tierseuche kann auch von Menschen über sehr weite Strecken verbreitet werden“, erklärte sie.
Während das Virus für Menschen ungefährlich ist, fürchten die stark vom Fleischexport ins Ausland abhängigen Schweinefleischproduzenten ein Überspringen der Tierseuche auf Mastschweine mit gravierenden wirtschaftlichen Folgen. Für Schweine verläuft die Krankheit fast immer tödlich. Insgesamt gibt es inklusive des neuen Falles in Brandenburg derzeit nach offiziellen Angaben 38 bestätigte Fälle bei Wildschweinen in dem Bundesland.