Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) fordert Nachbesserungen an dem mit der Deutschen Bahn (DB) vereinbarten Corona-Tarifpaket. Ein verbales Bekenntnis der Konzernleitung zur Einstellungs- und Ausbildungsoffensive reiche nicht aus, erklärte die EVG am Freitag. „Die Einstellungszahlen, die uns bislang vorgelegt wurden, reichen bei weitem nicht aus.“ Eine Lohnerhöhung in Höhe des Inflationsausgleichs sei zudem zu vage. Die Bahn reagierte „mehr als verwundert“.
DB und EVG hatten sich vergangene Woche in ihren Tarifverhandlungen auf ein „Corona-Paket“ mit Lohnsteigerungen in Höhe des Inflationsausgleichs und einer langen Laufzeit bis Ende Februar 2023 geeinigt. Die EVG schränkte aber gleichzeitig ein, „wesentliche Themen“ seien noch offen. Ihre Zustimmung stehe unter Vorbehalt ihrer Gremien.
Die „Kolleginnen und Kollegen“ wollten konkret wissen, wie hoch die Lohnerhöhung ausfallen wird und sich nicht auf komplizierte Berechnungsmethoden einlassen, die sich am monatlich schwankenden Preiskostenindex orientieren, erläuterte die EVG. „Insofern fordern wir die Deutsche Bahn auf, mit uns eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent zum 1. Januar 2022 zu vereinbaren.“
Verhandlungsführer Kristian Loroch erklärte „nach einem intensiven Austausch mit den Gremienmitgliedern“ zudem, die Bahn müsse bei den Personalzahlen „umgehend“ nachsteuern. „Ansonsten werden die Tarifkommissionen einem möglichen Tarifabschluss nicht zustimmen.“ Zudem vermisse die EVG „noch immer“ eine verbindliche Zusage des Konzerns, Arbeit grundsätzlich im Unternehmen halten und nicht an Dritte auslagern zu wollen. Der Bund als Eigentümer der Bahn müsse zudem klarstellen, dass die zugesagten Mittel „tatsächlich fließen“, forderte die EVG. Bis dahin stehe der Tarifabschluss „unter Vorbehalt“.
Die Tarifverhandlungen waren vorgezogen worden und hatten Mitte August begonnen. Bahn und Gewerkschaft hatten sich bereits im Mai im Rahmen eines „Bündnisses für unsere Bahn“ darauf verständigt, dass trotz der Corona-Pandemie keine Arbeitsplätze gestrichen werden sollen.
Eine DB-Sprecherin erklärte, Bahn und EVG seien mit dem Tarifpaket inhaltlich „durch“ gewesen. Jetzt – „fünf Zentimeter vor der Ziellinie und in der größten Wirtschaftskrise der deutschen Nachkriegsgeschichte“ – stelle die EVG bisherige inhaltliche Einigungen in Frage und fordere Nachschläge.
„Das Paket, das auf dem Tisch liegt, bietet in schwierigen Zeiten eine Jobgarantie und Einstellungen. Dies sucht in diesen Zeiten seinesgleichen“, fügte die Sprecherin hinzu.