Der frühere nordrhein-westfälische Ministerpräsident und Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement ist tot. Er starb laut seiner Sprecherin in der Nacht zum Sonntag friedlich im Kreise der Familie in seinem Haus in Bonn. Clement, der an Lungenkrebs litt, wurde 80 Jahre alt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte insbesondere seinen Kampf gegen Arbeitslosigkeit, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bescheinigte ihm „bleibende Verdienste“.
Clement arbeitete ursprünglich als Journalist. Der damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) holte ihn 1989 als Staatssekretär in seine Landesregierung. 1998 wurde Clement Ministerpräsident, 2002 wechselte er als Superminister für Wirtschaft und Arbeit in die Bundesregierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).
Das Amt behielt Clement bis zum Ende der Schröder-Regierung 2005. In dieser Zeit war er für die Umsetzung der innerhalb der SPD sehr umstrittenen Hartz-Reformen zuständig. 2008 trat er aus der Partei aus, zuletzt unterstützte er die FDP.
Clement habe „unserem Land große und bleibende Dienste erwiesen“, erklärte Bundeskanzlerin Merkel. „In der Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder war er entscheidend an einer der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben beteiligt: den Sozialreformen der Agenda 2010, die uns den Weg aus der hohen Arbeitslosigkeit wies.“
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erklärte zum Tod seines Amtsvorgängers, Deutschland verliere „einen großen Patrioten und Politiker, dem es nicht um Ideologie, sondern um Arbeitsplätze und Menschen ging“. Als Wirtschafts- und Arbeitsminister habe Clement dazu beigetragen, „dass die zu seiner Zeit notwendigen Wirtschaftsreformen endlich gelangen“.
Bundespräsident Steinmeier erklärte in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Karin Clement, der Verstorbene habe sich „über alle Parteigrenzen hinweg bleibende Verdienste“ erworben. „Mit eigenständigen und zuweilen unbequemen Standpunkten vertrat Wolfgang Clement konsequent das Reformziel, Deutschland zukunftsfähig zu machen.“
Der Bundespräsident nannte Clement einen überzeugten und überzeugenden Demokraten, der „das Zeitgeschehen mitgeprägt“ habe. „Sein hohes politisches Engagement und seine offene und verbindliche Art, auf Menschen zuzugehen, werden in Erinnerung bleiben.“
Als „eine prägende Figur Nordrhein-Westfalens und Deutschlands“ würdigte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Clement. „Persönlich verliere ich einen liebenswerten Menschen, der immer für Rat zur Verfügung stand.“
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans bezeichnete Clement als „markanten und streitbaren Kopf“. Er sei „ein Macher“ gewesen, „mit dem es nicht immer leicht war. Seine Geradlinigkeit verdient allen Respekt.“ Auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz erklärte, Clement sei ein „ebenso überzeugter wie streitbarer Politiker“ gewesen, der sich als Ministerpräsident und Bundesminister „große Verdienste“ erworben habe.
Die Spitze der nordrhein-westfälischen SPD erklärte, das Verhältnis Clements zur Partei sei „kein einfaches“ gewesen. „Sein langjähriges Engagement für die Sozialdemokratie und das Land Nordrhein-Westfalen werden wir trotz aller Widersprüche in ehrenvollem Gedenken halten.“
„Als Ministerpräsident von NRW, Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft und streitbarer Sozialdemokrat hat er unser Land entscheidend geprägt“, schrieb die CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer auf Twitter über Clement. Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock erklärte, Clement sei „ein geradliniger und streitbarer Politiker mit dem Willen zu gestalten“ gewesen.
„Die FDP trauert um Wolfgang Clement“, erklärte Liberalen-Chef Christian Lindner. „Als Sozialliberaler setzte er sich Zeit seines Lebens für sozialen Aufstieg, Arbeit und Wachstum ein. Ich habe ihn auch ganz persönlich als Ehrenmann und Ratgeber schätzen gelernt.“