Nach Medienberichten über schwere Versäumnisse im Kampf gegen Geldwäsche ist der Aktienkurs der Deutschen Bank auf Talfahrt gegangen. Auch der Kurs der ebenfalls mit Vorwürfen konfrontierten Großbank HSBC stürzte am Montag ab. Zugleich wurde bekannt, dass durch die geheimen Unterlagen des US-Finanzministeriums mit der Commerzbank ein weiteres deutsches Institut schwer belastet sein soll. Aus der Politik wurden Rufe nach Verschärfungen der Strafen für fahrlässigen Umgang mit Geldwäsche laut.
Der Kurs der Deutschen Bank ging nach den Enthüllungen in die Knie. Bis zum frühen Montagnachmittag sackte der Kurs an der Börse in Frankfurt am Main um knapp acht Prozent ab. Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor mehr als drei Prozent zum Schlusskurs von Freitag.
Laut einem Sprecher der Deutschen Bank ist der Kursrutsch jedoch nicht auf die Enthüllungen zurückzuführen, da die gesamte Bankenbranche deutliche Rückgänge verzeichnete. Marktteilnehmer würden dies auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed zurückführen. Die Fed hatte ihre Entscheidung, zur Ankurbelung der US-Wirtschaft an ihrer Niedrigzinspolitik festzuhalten, am vergangenen Mittwoch verkündet.
Der Aktienkurs der ebenfalls in den Enthüllungen genannten Großbank HSBC sank an der Börse in Hongkong auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren. Die gleichfalls in den Berichten genannte Bank ING verlor an der Amsterdamer Börse zwischenzeitlich mehr als acht Prozent.
Neben der Deutschen Bank rückte am Montag mit der Commerzbank ein weiteres Institut aus der Bundesrepublik im Zusammenhang mit den geleakten Unterlagen in den Blick. Wie das Portal „Buzzfeed News“ berichtete, arbeitete die Commerzbank jahrelang mit Menschen und Firmen zusammen, die auf Sanktionslisten stehen. Das Geldhaus habe hunderte Millionen Euro an Unternehmen und Verdächtige weitergeleitet, die der Terrorfinanzierung oder Geldwäsche beschuldigt worden seien.
Die Commerzbank schrieb demnach auf Anfrage, die Vorwürfe seien bekannt „und beruhen vollumfänglich auf von der Commerzbank überwiegend im Zeitraum 2010 bis 2016 getätigten Meldungen an die zuständigen Behörden“. Seit 2015 habe die Commerzbank die Geldwäsche-Bekämpfung „gezielt verstärkt“.
Die Vorwürfe gegen Banken sorgten für harte Worte aus der Politik. SPD-Parteichef Norbert Walter-Borjans forderte gegenüber den Funke-Zeitungen ein „Unternehmensstrafrecht, das nicht nur einzelne Mitarbeiter, sondern Täter-Banken im Fall von Rechtsverletzungen als Ganzes zur Rechenschaft zieht – bis hin zum Lizenzentzug.“
Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber sprach sich für einen europäischen „Aufseher mit echten eigenen Durchgriffsrechten und einen Rechtsrahmen, der überall in der EU gleichermaßen angewendet wird“. Andernfalls würde der Kampf gegen Geldwäsche ein „Flickenteppich“ bleiben.
FDP-Fraktionsvize Christian Dürr prangerte eine Überlastung der Behörden im Kampf gegen Geldwäsche an. Die „Missstände“ dabei seien „erschreckend“. Die große Koalition müsse nun dafür sorgen, „dass dem Finanzstandort Deutschland nicht noch mehr Schaden zugefügt wird“. Der Grünen-Europapolitiker Sven Giegold kritisierte „Staatsversagen in großem Stil“. „Auf allen Ebenen benötigt der Rechtsstaat eine Stärkung der Verfolgung von Finanzkriminalität.“
Laut einem Bericht von „Süddeutscher Zeitung“, WDR und NDR vom Sonntagabend enthüllten bislang geheime Unterlagen des US-Finanzministeriums, dass internationale Großbanken wie die Deutsche Bank über Jahre hinweg Geschäfte mit riskanten Kunden abgewickelt, die Vorgänge aber mitunter nur zögerlich und teils mit jahrelanger Verspätung gemeldet haben.
Nach den sogenannten FinCEN-Files-Recherchen akzeptierten die Geldhäuser mutmaßliche Mafiosi, Millionenbetrüger und sanktionierte Oligarchen als Kunden und führten für sie Überweisungen in Milliardenhöhe aus. Gemeldet worden seien diese Vorgänge mitunter nur sehr zögerlich und zum Teil mit jahrelanger Verspätung.
Das Datenleak bringt dem Bericht zufolge die Deutsche Bank in Erklärungsnot. Nach Einschätzung von US-Ermittlern sollen laut den Berichte russische Kriminelle und ein für Terrorgruppen tätiger Geldwäscher unter anderem über die Moskauer Filiale der Deutschen Bank Geld gewaschen haben.