Die griechische Regierung hat erneut Migranten für das Feuer im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos verantwortlich gemacht. „Das Lager wurde von Flüchtlingen und Migranten angezündet, die die Regierung erpressen wollten“, sagte Regierungssprecher Stelios Petsas am Montag vor Journalisten in Athen. Damit hätten sie erreichen wollen, schnell von der Ägäis-Insel aufs griechische Festland gebracht zu werden.
Zuvor hatte bereits der griechische Migrationsminister ähnliche Anschuldigungen erhoben. Das Ergebnis der Ermittlungen zur Ursache des Brands steht noch aus.
Griechenlands größtes Flüchtlingslager war in der vergangenen Woche durch einen Großbrand fast vollständig zerstört worden. Rund 11.500 Menschen wurden obdachlos, darunter 4000 Kinder. Tausende ehemalige Lagerbewohner, darunter auch Schwangere und Familien mit kleinen Kindern, harren seitdem im Freien aus und schlafen am Straßenrand oder in leer stehenden Gebäuden. Viele sind inzwischen völlig erschöpft, hungrig und durstig.
Die griechischen Behörden errichten inzwischen ein neues provisorisches Zeltlager nahe der Hafenstadt Panagiouda. Bis Sonntagabend wurden nach offiziellen Angaben rund 500 Asylsuchende in dem Lager aufgenommen. Viele Migranten wollen aber nicht auf Lesbos bleiben und weigern sich, in die neuen Zelte zu ziehen.
In dem neuen Lager, zu dem Journalisten keinen Zugang haben, ist die Versorgung nach Angaben der ersten Bewohner nicht gut. „Es gibt nichts, keine Duschen, keine Matratzen“, sagte der Algerier Malik, der mit seiner Frau und fünf Kindern in das Lager gezogen ist, der Nachrichtenagentur AFP am Telefon. „Es gibt nur eine Mahlzeit am Tag und einen Karton mit sechs Flaschen Wasser.“
Auf Fotos, der ein anderer Lagerbewohner an AFP schickte, sind Migranten zu sehen, die in sengender Hitze für Lebensmittel und Wasser anstehen. Nach Angaben von Regierungssprecher Petsas sollen binnen drei bis vier Tagen alle Migranten auf Lesbos in dem neuen Lager untergebracht werden.