Griechenlands größtes Flüchtlingslager Moria auf der Insel Ägäis-Insel Lesbos steht in Flammen. Mehr als 12.000 Menschen flohen in Panik aus dem Lager, nachdem in der Nacht zu Mittwoch mehrere Feuer ausgebrochen waren. Die griechische Regierung verkündete am Morgen den Ausnahmezustand auf Lesbos. Nach Angaben der griechischen Nachrichtenagentur ANA wurden die Feuer nach Protesten einiger Bewohner des Lagers gelegt, die nach einem positiven Corona-Test unter Quarantäne gestellt werden sollten.
Nach Angaben der Feuerwehr waren mehrere Brände innerhalb des Lagers wie auch in der Umgebung ausgebrochen. Der Präsident der Feuerwehrgewerkschaft sagte am Morgen, das Camp sei „zu 99 Prozent abgebrannt“. Das Feuer ihm zufolge jedoch weiter. Laut Feuerwehr waren 25 Feuerwehrleute sowie zehn Wagen im Einsatz. Es gebe keine Verletzten, aber mehrere Menschen mit leichten Rauchvergiftungen.
Die griechische Nachrichtenagentur ANA meldete, die Brände seien nach einer Revolte in dem Lager gelegt worden. Einige Flüchtlinge hätten dagegen protestiert, dass sie isoliert untergebracht werden sollten, nachdem sie positiv auf das Coronavirus getestet worden seien oder direkten Kontakt zu Infizierten gehabt hätten.
„Die Insel Lesbos hat den Ausnahmezustand erklärt“, sagte ein Regierungssprecher dem Fernsehsender ERT. Am Morgen sei ein Treffen der Regierung geplant, „um die Situation in Moria und die nötigen Maßnahmen zu erörtern“.
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete in der Nacht, auch ein außerhalb des Hauptlagers liegender Olivenhain mit Zeltunterkünften für Flüchtlinge brenne. Nach Angaben der örtlichen Nachrichtenseite Lesvospost wurden mehr als 3000 Zelte, tausende Container sowie Verwaltungsbüros und eine Klinik innerhalb des Lagers zerstört.
Asylbewerber flüchteten dem Fotografen zufolge zu Fuß in Richtung des Hafens der Inselhauptstadt Mytilini. Dabei seien sie jedoch von Polizeiwagen gestoppt worden. Die Flüchtlingshilfsorganisation Stand by Me Lesvos schrieb im Internetdienst Twitter: „Alles brennt, die Menschen fliehen.“ Augenzeugen berichteten der Organisation zufolge, dass Einwohner flüchtende Asylbewerber daran gehindert hätten, ein nahegelegenes Dorf zu betreten.
Moria ist seit Jahren völlig überfüllt. Das Lager ist für rund 2800 Menschen ausgelegt, doch leben dort mehr als 12.700 Asylsuchende unter schwierigsten Bedingungen. In der vergangenen Woche war dort der erste Fall einer Coronavirus-Infektion festgestellt worden. Das Lager wurde daraufhin unter Quarantäne gestellt. Seither wurden nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums in dem Lager etwa 2000 Corona-Tests ausgeführt und dabei 35 Infektionsfälle registriert.