Großbritannien reagiert mit verschärften Maßnahmen auf Anstieg von Corona-Fällen

Symbolbild: Londoner Parlament
Symbolbild: Londoner Parlament

Wegen der dramatisch steigenden Coronavirus-Infektionszahlen hat die britische Regierung neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschlossen. Von Donnerstag an müssen unter anderem Pubs in England früher schließen, Fans dürften vorerst doch nicht zurück in die Fußballstadien, wie Premierminister Boris Johnson am Dienstag im Parlament sagte. In einer emotionalen Fernsehansprache forderte Johnson die Bürger eindringlich dazu auf, sich an die neuen Regeln zu halten.

„Wir müssen anerkennen, dass die Ausbreitung des Virus unsere Möglichkeiten beschränkt, Konferenzen, Messen oder große Sportveranstaltungen wieder zu öffnen“, sagte Johnson. „Ich weiß um die Auswirkungen für unsere Sportclubs, die Herz und Seele unserer Gemeinschaften sind.“ Aber das Wiederaufflammen des Virus lasse keine andere Wahl. Ursprünglich sollten die Fans ab 1. Oktober wieder in großer Zahl zu Sportveranstaltungen gehen können.

Ab Donnerstag müssen zudem alle Restaurants, Pubs und Bars in England um 22.00 Uhr schließen. Auch darf in den gastronomischen Einrichtungen nur noch am Tisch bedient werden, die Servicekräfte müssen eine Maske tragen. „Es tut mir leid, denn das trifft viele Unternehmen, die gerade erst wieder auf die Beine gekommen sind“, sagte Johnson. „Aber wir müssen handeln.“ 

Eine Kehrtwendung vollzog der Regierungschef zudem bei der  Heimarbeit. Nachdem er die Briten wochenlang aufgefordert hatte, zur Ankurbelung der Wirtschaft wieder in ihre Büros und Werkhallen zu gehen, plädierte er nun für das Homeoffice. Wer könne, solle von zu Hause arbeiten. Zudem sind bei Hochzeiten ab Montag nur noch 15 Menschen erlaubt, auch in Taxis müssen nun Masken getragen werden.

Seine Regierung müsse „noch drastischere Maßnahmen“ ergreifen, wenn die Ausbreitung des Virus nicht gestoppt werde, warnte Johnson. Dazu könnten nach seinen Worten auch eine verstärkte Polizeipräsenz oder sogar der Einsatz der Armee gehören. 

In seiner Fernsehansprache am Dienstagabend appellierte Johnson an die Bevölkerung, die Krise ernst zu nehmen. „Zu keinem Zeitpunkt in unserer Geschichte war unser kollektives Schicksal und unsere kollektive Gesundheit so sehr von unserem individuellen Verhalten abhängig“, sagte der Premier. 

Die britische Regierung ist nur für die Infektionsschutzmaßnahmen in England zuständig. Auch Schottland verschärfte die Corona-Maßnahmen am Dienstag. Die Regierung von Nicola Sturgeon ging dabei noch einen Schritt weiter als die Regierung in London und verkündete auch Einschränkungen für Zusammenkünfte innerhalb von Privathaushalten. Beschränkungen für Besuche anderer Menschen in deren Häusern sind bereits in den britischen Regionen Wales und Nordirland in Kraft. 

Mit fast 42.000 Corona-Toten ist Großbritannien das am schwersten von der Pandemie betroffene Land Europas. Am Dienstag gaben die Behörden 5000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden bekannt. So viele neue Corona-Fälle waren in Großbritannien zuletzt Anfang Mai registriert worden. 

Laut einer YouGov-Umfrage unterstützt die Mehrheit der Bevölkerung die verschärften Corona-Maßnahmen. 77 Prozent der Befragten zeigten sich mit den neuen Regelungen einverstanden. 

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