Bei der Untersuchung von Schweinefleisch und Schweineleber haben Forscher in Deutschland in mehr als zehn Prozent aller Proben Hepatitis-E-Viren nachgewiesen. Bei fünf Prozent der Leberproben und 13 Prozent der Leberwürste wurde der Erreger gefunden, wie das Universitätsklinikum Tübingen am Dienstag mitteilte. Nicht untersucht wurde, wie infektiös das Virus noch war. Nachgewiesene Viren können durch Erhitzung bei der Lebensmittelherstellung bereits inaktiv sein.
Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist eine Hauptursache der akuten Virushepatitis und kann bei bestimmten Patientengruppen Leberversagen auslösen. Übertragen wird der Erreger über rohes Fleisch und verunreinigtes Wasser. In den Entwicklungsländern ist HEV für etwa 20 Millionen Infektionen und 70.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich.
Auch in Deutschland stieg die Zahl der gemeldeten Fälle in den vergangenen zehn Jahren stark. Im Jahr 2011 wurden 238 Fälle gemeldet, 2019 waren es mit 3727 fast 16 Mal so viele. Im August 2020 lag die Zahl für das laufende Jahr bereits bei 2280 registrierten Fällen.
In Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut, dem Bundesinstitut für Risikobewertung und der Medizinischen Hochschule Hannover testeten Tübinger Forscher nun rund 130 Proben aus Supermärkten und Metzgereien in Tübingen, Reutlingen, Stuttgart und Dortmund. Darunter waren 41 Proben von Schweinelebern, 40 von streichfähigen Leberwürsten, 40 von Leberpasteten und zehn von Rohwürsten ohne Leber wie Mettwurst.
Dabei zeigte sich, dass in Deutschland das Vorkommen von Hepatitis-E-Viren in Lebensmitteln mit Schweineleber seit zehn Jahren „relativ unverändert und sehr hoch ist“, erklärten die Forscher.