Der Lkw- und Bushersteller MAN hat die Verträge über Beschäftigungs- und Standortsicherung in Deutschland und Österreich gekündigt. Das Unternehmen erklärte am Dienstag, es sehe sich „aus wirtschaftlichen Gründen“ dazu gezwungen. Der Konzernbetriebsrat der MAN-Mutter Volkswagen verurteilte den Schritt und erklärte, die Beschäftigungssicherung hätte ursprünglich noch bis 2030 laufen sollen. Nun seien betriebsbedingte Kündigungen flächendeckend ab Oktober 2021 möglich.
MAN will weltweit bis zu 9500 Stellen streichen. „Sollte es Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite bis zum Jahresende nicht gelingen, eine Einigung zu finden, die MAN zukunftsfähig macht“, liefen die Sicherungs-Vereinbarungen gemäß ihrer individuellen Fristen zum Jahresende oder im Jahr 2021 aus, erklärte das Unternehmen.
Die Unternehmensleitung sei aber sicher, „dass sich beide Seiten dieser Verantwortung bewusst sind und wir sehr zeitnah zu konstruktiven und zielgerichteten Verhandlungen kommen können“, betonte Personalvorstand Martin Rabe. Bei einer Einigung will MAN die Sicherungsverträge ganz oder teilweise wieder in Kraft setzen – „abhängig vom Verhandlungsergebnis“.
Der VW-Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh bezeichnete die vorzeitige Kündigung der Verträge als „Angriff auf die gesamte Volkswagen-Familie“ und „Bruch mit der Kultur in unserem Unternehmen“. Die Beschäftigten ließen sich von der Aufkündigung nicht erpressen. „Daher werden wir im Laufe der Verhandlungen dafür sorgen, dass die umfangreiche Beschäftigungssicherung wieder in Kraft tritt.“
MAN hatte Anfang September angekündigt, bis zu 9500 Stellen bis 2023 abbauen zu wollen, und die zwei deutschen Standorte im sächsischen Plauen und rheinland-pfälzischen Wittlich sowie den Standort Steyr in Österreich „zur Disposition“ gestellt. MAN ist einer der führenden Nutzfahrzeug-Konzerne in Europa. Der Umsatz im vergangenen Jahr betrug rund elf Milliarden Euro. Das Unternehmen beschäftigte 2019 weltweit knapp 39.000 Menschen, davon knapp 20.000 in Deutschland.