Microsoft ist mit seiner geplanten Übernahme der in den USA von einem Verbot bedrohten Videoplattform Tiktok gescheitert. Der chinesische Mutterkonzern Bytedance habe mitgeteilt, den US-Zweig von Tiktok nicht an Microsoft verkaufen zu wollen, erklärte das US-Technologieunternehmen. Einzig verbliebener Bieter ist nun der US-Softwarekonzern Oracle. Chinesische Medien berichteten allerdings, dass Bytedance die politisch umstrittene Videoplattform auch nicht an Oracle verkaufen wolle.
Microsoft bedauerte die Absage von Bytedance: „Wir sind uns sicher, dass unser Vorschlag gut für die Tiktok-Nutzer gewesen wäre und die nationalen Sicherheitsinteressen geschützt hätte“, erklärte das Unternehmen am Sonntag. Microsoft hätte nach eigenen Angaben Änderungen an der Plattform vorgenommen, „um sicherzustellen, dass der Dienst die höchsten Standards für Sicherheit, Schutz der Privatsphäre, Online-Sicherheit und den Kampf gegen Falschinformationen wahrt“.
Microsoft hatte Anfang August sein Interesse am Aufkauf der US-Aktivitäten von Tiktok bekundet. Später wurde Microsoft bei diesen Bestrebungen vom US-Einzelhandelsriesen Walmart unterstützt. Dieser erklärte, eine Partnerschaft mit Microsoft bei der Übernahme von Tiktok eingehen zu wollen.
Laut mehreren US-Medien bedeutet die Absage von Bytedance an Microsoft, dass nun der Weg für den US-Softwarekonzern Oracle für die Übernahme von Tiktok frei sein soll. Oracle hatte ebenfalls Interesse an dem Aufkauf des US-Geschäfts der Plattform bekundet. Die Blätter „New York Times“ und „Wall Street Journal“ berichteten unter Berufung auf Verhandlungskreise, Oracle sei nun siegreich aus dem Bieterstreit hervorgegangen. Der Softwarekonzern bestätigte die Berichte zunächst nicht.
Chinesischen Staatsmedien meldeten am Montag dagegen, dass auch Oracle mit seinen Übernahmeplänen nicht zum Zug kommen werde. Der Eigentümer Bytedance werde Tiktok auch nicht an Oracle verkaufen, berichtete der Sender CGTN und die Nachrichtenagentur China News Service.
Tiktok wird von US-Präsident Donald Trump mit einem Verbot bedroht. Mitte August unterzeichnete Trump ein Dekret, das auf ein Verbot von Tiktok in den USA hinausläuft, sollte bis zum 20. September keine Vereinbarung über einen Verkauf des US-Zweigs der Plattform erzielt sein. Tiktok klagt aber gegen die Verordnung vor einem Bundesgericht in Kalifornien.
Der US-Präsident begründet sein Vorgehen mit einer angeblichen Gefährdung der nationalen Sicherheit durch Bytedance und Tiktok. Demnach könnten mit Hilfe der App Bewegungsprofile von Bundesbeamten erstellt und Firmen ausspioniert werden. Bytedance und Tiktok bestreiten, Nutzerdaten an die chinesische Regierung weiterzugeben.
Tiktok war 2017 durch die Zusammenlegung mit der Mitsing-App Musical.ly entstanden, die mit einer Lippensynchronisierungsfunktion für selbstgedrehte Videos erfolgreich geworden war. Die Tiktok-Nutzer können 15 bis 60 Sekunden lange Videos erstellen: In den Clips wird getanzt, auch enthalten sie Parodien, Sketche und viele Schönheitstipps. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ermittelt die vor allem bei jungen Leuten populäre App Vorlieben der Nutzer und schlägt ihnen immer weitere Videos vor.