Rauschgiftkriminalität erneut gestiegen: 2019 fast 360.000 Drogendelikte registriert

Symbolbild: Drogen
Symbolbild: Drogen

Die Rauschgiftkriminalität in Deutschland ist weiter gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 359.747 Drogendelikte registriert und damit 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Lagebericht des Bundeskriminalamts (BKA) zur Rauschgiftkriminalität hervorgeht. Damit stieg die Zahl der Straftaten durch Drogenhandel und -konsum das neunte Jahr in Folge an. Ein Problem sind vor allem Kokain oder sogenannte psychoaktive Stoffe.

Der mit Abstand größte Anstieg wurde bei Kokaindelikten registriert. Die Zahl der erfassten Straftaten stieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zwölf Prozent auf 20.107 Fälle. 

Cannabis bleibt aber das am meisten gehandelte Betäubungsmittel in Deutschland. Auch beim Drogenkonsum betreffen zwei Drittel der erfassten Straftaten Cannabis. Nicht nur Cannabisdelikte, auch Straftaten im Zusammenhang mit Heroin, Amphetamin und Ecstasy nahmen zu. Dagegen wurde bei Crystal Meth ein Rückgang der Delikte um fast vier Prozent registriert.

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland stieg im vergangenen Jahr um 9,6 Prozent auf 1398. 2018 waren 1276 Menschen durch illegalen Rauschgiftkonsum gestorben. Hauptursache sind nach wie vor Überdosierungen von Opioiden wie Heroin oder Morphin sowie die Kombination mit anderen Substanzen. Die Zahl der Tatverdächtigen im Zusammenhang mit Rauschgiftdelikten stieg 2019 um drei Prozent auf 284.390.

Die Ermittler hoben 2019 in Deutschland insgesamt 31 illegale Labore zur Herstellung von synthetischen Drogen aus. Das entsprach einem Anstieg von rund 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2018 waren 19 Labore entdeckt worden.

Laut dem BKA-Bericht verlagern sich Täter offenbar zunehmend auf die Weiterverarbeitung von Betäubungsmitteln, indem sie etwa flüssiges Amphetamin zu konsumfähigen Drogen umwandeln. 2019 wurden 14 solcher Verarbeitungsstätten entdeckt – im Jahr davor war es nur eine gewesen.

Unterdessen etabliert sich der Handel mit Betäubungsmitteln im Internet laut BKA weltweit „als fester Vertriebsweg“. So werden auch sogenannte neue psychoaktive Stoffe fast ausschließlich online vertrieben. Im vergangenen Jahr erfasste das BKA 458 Handelsdelikte im Zusammenhang mit solchen synthetischen Drogen, das waren rund 56 Prozent mehr als im Jahr davor. Sowohl die Herstellung, als auch der Handel mit diesen Stoffen sei zunehmend professionell organisiert.

BKA-Präsident Holger Münch betonte, das Internet sei „kein rechtsfreier Raum“. „Trotz des hohen Anonymisierungsgrads im Internet ist es den Strafverfolgungsbehörden auch dort möglich, Tatverdächtige zu identifizieren und illegale Handelswege sowie Straftaten aufzuklären“, erklärte Münch.

Er verwies auf die vor etwa einem Jahr von den Sicherheitsbehörden abgeschaltete deutsche Onlinedrogenplattform „Chemical Revolution“. Mehrere mutmaßliche Betreiber des im Darknet betriebenen Onlinehandels müssen sich derzeit vor Gericht verantworten.

„Drogenkriminalität ist keine Bagatelle, sondern schafft unermessliches Leid, brutale Gewalt und ist die Basis für viele weitere Delikte der organisierten Kriminalität“, warnte auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU). Die steigenden Zahlen zur Rauschgiftkriminalität seien „nicht zu akzeptieren“.

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