Mehrere reiche Nationen, die zusammen nur 13 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, haben sich laut einem Bericht der Hilfsorganisation Oxfam bereits mehr als die Hälfte der angekündigten Corona-Impfstoffdosen gesichert. Für die am Mittwoch (Ortszeit) in den USA veröffentlichte Studie beleuchtete Oxfam Verträge, die die Hersteller der fünf derzeit potenziell aussichtsreichsten Impfstoffkandidaten abgeschlossen haben.
Die gemeinsame Produktionskapazität dieser Unternehmen schätzte Oxfam auf 5,9 Milliarden Dosen. Dies wäre genug für die Immunisierung von etwa drei Milliarden Menschen, da die meisten der potenziellen Impfstoffe voraussichtlich eine zweimalige Impfung erfordern.
Die Hersteller AstraZeneca, Gamaley/Sputznik, Moderna, Pfizer und Sinovac haben dem Bericht zufolge bereits Verträge über die Lieferung von 5,3 Milliarden Dosen abgeschlossen. 2,7 Milliarden davon wurden von hochentwickelten Ländern oder Staatengruppen wie den USA, der EU, Australien, Großbritannien und der Schweiz gekauft. Die restlichen 2,6 Milliarden Dosen haben sich Schwellenländer wie Brasilien, Indien, Mexiko und China gesichert.
„Der Zugang zu einem lebensrettenden Impfstoff sollte nicht davon abhängen, wo man lebt oder wie viel Geld man hat“, kritisierte Robert Silverman von Oxfam America. Die Entwicklung und Zulassung eines sicheren und effektiven Vakzins sei von höchster Wichtigkeit – aber ebenso wichtig sei es, dass der Impfstoff für jeden verfügbar und erschwinglich sei. Solange es irgendwo das Coronavirus gebe, gebe es das Virus überall.
Oxfam und andere Hilfsorganisationen fordern deshalb einen „Volksimpfstoff“, der kostenlos und auf der Grundlage des Bedarfs ausgegeben werden soll. Dafür wäre es aber nötig, dass die Pharmafirmen ihre Erkenntnisse patentfrei zur Verfügung stellten, „statt ihre Monopole zu schützen und an den Meistbietenden zu verkaufen“.