Die russische Armee hält derzeit eine Reihe großangelegter Militärübungen mit internationalen Partnern ab. An der größten Übung, der Kaukasus-2020, nehmen in dieser Woche unter anderem chinesische, iranische und belarussische Soldaten teil. Bis Samstag finden Kriegsübungen sowohl an Land als auch auf See statt, darunter auch auf dem Schwarzen Meer, das an die von Moskau annektierte Krim-Halbinsel anschließt.
Insgesamt sind 80.000 Menschen an der Kaukasus-2020 beteiligt, darunter mehr als 12.000 Soldaten. „Diese Übung ist der wichtigste Test des Jahres für die russischen Streitkräfte“, sagte der Moskauer Militärexperte Wasily Kaschin der Nachrichtenagentur AFP. Sie diene vor allem den „höchsten Rängen in der Führung der Armee“.
Laut dem russischen Verteidigungsministerium kommen im Rahmen der Übung bis zu 250 Panzer, rund 450 weitere gepanzerte Fahrzeuge sowie Artillerie-Systeme und Raketenwerfer zum Einsatz. Getestet wird dabei auch das schwere Flammenwerfer-System TOS-2, das erstmals bei der Moskauer Parade zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland am 9. Mai öffentlich präsentiert worden war.
Die Erneuerung der Armee gehört zu den wichtigsten politischen Zielen des seit 20 Jahren regierenden russischen Präsidenten Wladimir Putin. 2018 hatten Russland und China gemeinsam eine riesige Kriegsübung abgehalten, an der 300.000 russische Soldaten teilgenommen hatten. Die Nato hatte die Machtdemonstration verurteilt.
Die derzeitigen Übungen werden auch als Zeichen der russischen Unterstützung für den belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko gewertet, der wegen anhaltender Proteste nach einer von massiven Betrugsvorwürfen begleiteten Präsidentschaftswahl in seinem Land unter Druck steht. Parallel zu Kaukasus-2020 findet bereits seit Mitte des Monats die Übung Slawische Bruderschaft statt, an der rund 900 russische und belarussische Soldaten teilnehmen. Die Übungen werden unweit der belarussischen Stadt Brest nahe der polnischen Grenze abgehalten.
Scharfe Kritik an den Übungen auf dem Schwarzen Meer kam aus der Ukraine. Die beteiligten Militäreinheiten könnten dazu genutzt werden, „eine Eskalation zu provozieren“, erklärte das Verteidigungsministerium in Kiew. Zudem bedrohten sie die Stabilität in der Region.
Die Nato ist mit regelmäßigen Patrouillen auf dem Schwarzen Meer präsent. Seit dem Konflikt um die Krim 2014 ist es wiederholt zu Zwischenfällen zwischen ukrainischen und russischen Seestreitkräften gekommen.