Der in Russland zugelassene umstrittene Corona-Impfstoff hat laut einer Studie bei den ersten geimpften Probanden Antikörper „ohne ernste Nebenwirkungen“ gebildet. Der noch vor der dritten und letzten klinischen Testphase zugelassene Impfstoff sei „sicher und gut verträglich“, heißt es in einer am Freitag vom Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichten Studie russischer Forscher. Kritik gab es allerdings an der Zahl der getesteten Probanden; sie sei zu niedrig, um einen eindeutigen Nachweis für die Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs zu erbringen.
Russland hatte im vergangenen Monat seinen Impfstoff mit dem Namen „Sputnik V“ zugelassen, ohne die letzte Testphase mit zehntausenden Probanden abzuwarten. Westliche Wissenschaftler übten scharfe Kritik an diesem Vorgehen. Sie zweifeln an der Sicherheit der Impfung.
Die russischen Forscher berichteten nun in „The Lancet“ über zwei kleine Studien, an denen jeweils 38 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18 und 60 Jahren teilnahmen. Alle erhielten demnach im Abstand von drei Wochen zwei Impfdosen und entwickelten innerhalb der ersten 21 Tage Antikörper.
Normalerweise erhalten Versuchspersonen in klinischen Studien entweder den zu testenden Impfstoff oder ein Placebo, dies geschah jedoch bei den beiden Versuchsgruppen nicht. Um die langfristige Wirkung und Sicherheit des Impfstoffes zu gewährleisten, müssten größere und längere Studien vorgenommen werden, einschließlich eine Placebo-Gruppe, räumten die Forscher selbst ein. Ein strengerer klinischer Versuch sei geplant, an dem 40.000 Freiwillige „aus verschiedenen Alters- und Risikogruppen“ teilnehmen sollen.
Der nicht an der Studie beteiligte Wissenschaftler Naor Bar-Zeev von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in den USA nannte die Untersuchung „ermutigend, aber unbedeutend“. Unter anderem enthalte sie keine Daten zur Wirksamkeit bei höheren Altersgruppen, die besonders anfällig für Covid-19 sind. „Der Nachweis der Sicherheit wird bei Impfstoffen gegen Covid-19 entscheidend sein, nicht nur für die Akzeptanz des Impfstoffs, sondern auch für das allgemeine Vertrauen in Impfungen“, kommentierte er in „The Lancet“.