Schließung der Continental-Standorte Aachen und Karben beschlossen

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Bild: Continental AG

Der Aufsichtsrat von Continental hat die weitreichenden Umbaumaßnahmen bei dem Autozulieferer abgesegnet – und damit auch der Schließung der Werke des Konzerns in Aachen und Karben zugestimmt. Das Gremium beschloss das Ende des Aachener Reifenwerks bis Ende 2021 sowie der Elektronikfertigung in Karben bis Ende 2024, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Demnach sollen rund 2700 Arbeitsplätze durch die Schließungen wegfallen.

Der Aufsichtsrat stimmte nach Konzernangaben darüber hinaus einem geplanten Umbau des Standorts Regensburg zu – 2100 der hier 7600 angesiedelten Arbeitsplätze sind von der „Neuausrichtung“ betroffen. Diese Arbeitsplätze sollen nach Unternehmensangaben bis 2024 „entweder verändert, verlagert oder abgebaut werden“.

Continental hatte Anfang September mitgeteilt, sein Sparprogramm zu verschärfen und ab 2023 jährlich über eine Milliarde Euro einsparen zu wollen.

Vorstandschef Elmar Degenhart erklärte, er bedauere die Ängste und Sorgen der Beschäftigten. „Wir versuchen mit aller Kraft, die möglichen harten Auswirkungen unserer Pläne auf das Notwendige zu beschränken, sie abzumildern und sozialverträglich und fair zu gestalten.“ 

Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle sprach von einem schmerzhaften Prozess, „den die Automobilindustrie und wir derzeit und in den kommenden Jahren zu bewältigen haben“. Er zeigte sich überzeugt, dass Continental gestärkt „aus diesem nie da gewesenen Transformationsprozess“ hervorgehen werde.

Die Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) kritisierte, dass die Kapitalseite im Aufsichtsrat das „rigide Sparprogramm des Vorstands gegen die Stimmen und den entschiedenen Widerstand der Arbeitnehmervertreter in dem Gremium auf den Weg gebracht“ habe. Ihr Vorsitzender Michael Vassiliadis warf dem Konzern vor, „die gesamte Mannschaft vor den Kopf gestoßen, die eigene Unternehmenskultur beschädigt und die betriebliche Mitbestimmung mit Füßen getreten“ zu haben.

„Unser Ziel ist und bleibt der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen“, erklärte Francesco Grioli, Mitglied der Gewerkschaft sowie im Continental-Aufsichtsrat. Es gebe „unzählige Hebel in Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen, um intelligent mit Krisen wie dieser umzugehen“.

IG-Metall-Vize Christiane Benner warf dem Konzern vor, seiner gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht zu werden. „Ich hätte mir mehr Flexibilität des Vorstands und der Kapitalseite erwartet“, sagte sie der „Rheinischen Post“. 

Kritik am Unternehmen kam auch aus der SPD-Bundestagsfraktion. Die Entscheidung für den Stellenabbau bei Continental sei „ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten“, erklärte Fraktionsvize Katja Mast. „So kann man mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht umgehen – auch nicht mitten in der Krise“, kritisierte sie.

Am Dienstag hatten nach Angaben der IG BCE gut 2000 Mitarbeiter des Zulieferers in Hannover gegen die Sparpläne des Vorstands demonstriert. Gewerkschaften und Betriebsrat übergaben knapp 69.000 Unterschriften an den Vorstand; sie fordern Alternativen zu Stellenstreichungen. Bei Continental stehen weltweit 30.000 Stellen zur Disposition, 13.000 davon in Deutschland.

Das nun in zentralen Punkten abgenickte Strukturprogramm bedeute nicht automatisch 30.000 Kündigungen, betonte Degenhart. Entlassungen seien „immer das allerletzte Mittel“; daher würden nun mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen gesucht, Mitarbeiter zu qualifizieren, „zu unterstützen und Beschäftigungsperspektiven zu fördern“. 

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