Schuster: Nach Anschlag von Halle gab es viel Solidarität

Praesident Dr. Josef Schuster, Praesidium Zentralrat der Juden in Deutschland - Bild: Thomas Lohnes/Zentralrat der Juden
Praesident Dr. Josef Schuster, Praesidium Zentralrat der Juden in Deutschland - Bild: Thomas Lohnes/Zentralrat der Juden

Nach dem antisemitischen Attentat von Halle im Oktober 2019 hat es nach Einschätzung des Zentralrats der Juden auch viel Solidarität gegeben. Es sei nach dem Anschlag eine „Welle der Solidarität“ zu bemerken gewesen, „die ihresgleichen nach der Shoah suchen kann“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster am Dienstag im RBB-Inforadio.  

Das Attentat sei ein massiver Rückschlag gewesen, sagte Schuster weiter. Man wisse, dass etwa 20 Prozent der deutschen Bevölkerung Vorurteile gegen Juden hätten. 80 Prozent hätten aber keine. Mit Blick auf die AfD sagte er, wenn man in die vergangenen Jahre zurückblicke, so werde inzwischen deutlich offener gehetzt. Schuster verwies auf Ausdrücke wie „Wende der Erinnerungskultur“ und „Mahnmal der Schande“. 

Generell gebe es in der Bevölkerung in Deutschland weiter sehr viele Ressentiments gegen Juden, sagte Schuster. Er bekomme antisemitische Mails und Zuschriften, auch am Stammtisch gebe es solche Äußerungen. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie seien auch Verschwörungsmythen wieder aufgetaucht, ähnlich wie im Mittelalter, als es um Brunnenvergiftung und die Pest gegangen sei.

Schuster äußerte sich anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Zentralrats der Juden in Deutschland. Dieser wurde am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main gegründet. Damals lebten noch rund 15.000 Juden in Deutschland. Zu den Überlebenden des Holocaust kamen Juden, die aus ihrem Exil zurückkehrten. Heute vertritt der Zentralrat 105 jüdische Gemeinden in Deutschland mit rund 100.000 Mitgliedern, die Verwaltung zog 1999 von Frankfurt am Main nach Berlin. Bei einem Festakt zum 70-jährigen Bestehen wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag sprechen.

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