Sorge angesichts 25.000 neuen Corona-Fällen in Frankreich in drei Tagen

Lyon, Frankreich
Lyon, Frankreich

Angesichts der massiv steigenden Infektionszahlen in Frankreich steigt die Furcht vor neuen Einschränkungen im öffentlichen Leben: Binnen drei Tagen registrierte die nationale Gesundheitsbehörde fast 25.000 Neuansteckungen – rund acht Mal so viele wie in Deutschland. Inzwischen gelten mehr als ein Viertel der französischen Verwaltungsbezirke als „rote Zonen“. Dennoch wird wie in der Bundesrepublik über eine verkürzte Quarantänezeit diskutiert.

Am Sonntagabend wurden 7000 neue Fälle registriert, nach rund 8500 am Samstag und einem neuen Höchststand von fast 9000 am Freitag, wie die Gesundheitsbehörde Santé Public mitteilte. Auch die Zahl der auf Intensivstationen behandelten Covid19- Kranken steigt in Frankreich wieder. Mit knapp 500 liegt sie aber noch deutlich unter dem Höchststand von mehr als 7000 vom Frühjahr. Besonders stark nehmen die Infektionen laut der Gesundheitsbehörde derzeit bei jungen Leuten zu, die wenig oder keine Symptome zeigen.

Die Regierung wies sieben neue Départements als Corona-Risikogebiete aus. Damit gelten nach Angaben der Regierung nun 28 der rund 100 französischen Verwaltungsbezirke als „rote Zonen“, wo das Virus „aktiv zirkuliert“. Die Einstufung ermöglicht es den Behörden, die Corona-Maßnahmen zu verschärfen.

Neu hinzugekommen sind die vier Départements Bas-Rhin im Grenzgebiet zu Baden-Württemberg, Nord, Seine-Maritime und Côte-d’Or mit Großstädten wie Straßburg, Lille, Rouen und Dijon. Dazu kommt die gesamte Mittelmeerinsel Korsika und die Insel La Réunion im Indischen Ozean.

Zuerst waren im August der Pariser Großraum sowie Teile der Mittelmeerküste und des Südwestens zu Risikogebieten erklärt worden. Deutschland hat eine Reisewarnung für die Pariser Region sowie für die Côte Azur und die Provence ausgesprochen.

Trotz der Besorgnis erregenden Entwicklung wird auch in Frankreich über eine Verkürzung der 14-tägigen Quarantäne diskutiert. Gesundheitsminister Olivier Véran forderte vom wissenschaftlichen Beirat eine Stellungnahme zu der Frage, ob die Dauer für Kontaktpersonen von Infizierten verkürzt werden könne, da sie „zu lang“ sei.

Kaum Erleichterungen gibt es dagegen bei der Maskenpflicht im Freien, die in zahlreichen französischen Großstädten gilt. Die Regierung setzte über das oberste Verwaltungsgericht durch, dass sie auch in Städten wie Lyon, Straßburg und weiteren Gemeinden im Elsass weiter gelten muss. Gerichte hatten die Verordnungen nach Klagen ausgesetzt. Allerdings soll es nun Ausnahmen etwa für Gebiete mit wenigen Menschenansammlungen sowie für Jogger geben. Premierminister Jean Castex erklärte, die Maskenpflicht sei „besser als allgemeine Ausgangsbeschränkungen“.

Eine Studie der Sozialisten-nahen Jean-Jaurès-Stiftung zu Maskengegnern in Frankreich ergab, dass diese zu mehr als 60 Prozent Frauen sind, die hohe Bildungsabschlüsse haben. Ihr Alter beträgt durchschnittlich 50 Jahre. Wähler rechtsgerichteter Parteien seien mit 46 Prozent in dieser Gruppe stärker vertreten als solche linker Formationen mit 36 Prozent, hieß es. 

Massendemonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen gab es in Frankreich anders als in der Bundesrepublik bisher nicht. Das Land ist mit mehr als 30.700 Todesopfern eines der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas.

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