Steinmeier: „Corona-Tod ist ein einsamer Tod“

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Frank-Walter Steinmeier - Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will den Angehörigen von Opfern der Corona-Pandemie in ihrer Trauer helfen und hat dafür eine Gedenkzeremonie in Deutschland angeregt. „Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod“, sagte Steinmeier den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Samstagsausgaben). Die Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen seien meist ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben.

„Und auch die Hinterbliebenen hatten keine Möglichkeit, Abschied zu nehmen“, sagte der Bundespräsident. „Das ist eine Seelenqual, davon haben mir viele Angehörige berichtet.“ Die Trauer der Angehörigen dürfe deshalb nicht vergessen werden, mahnte Steinmeier. Zwar gebe es in Deutschland niedrigere Todeszahlen als anderswo. „Aber es sind in sechs Monaten dreimal so viel wie die jährlichen Verkehrstoten. Das sollten wir nicht übersehen.“

Das Robert-Koch-Instituts (RKI) registrierte nach Angaben vom Samstag bislang 9324 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Deutschland. 248.997 Menschen haben sich demnach infiziert. Die Zahl der Genesenen lag laut RKI bei etwa 222.900. 

Mit Blick auf die Angehörigen der Opfer sagte Steinmeier: „Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen – und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können.“ Wann dafür der richtige Zeitpunkt und ob etwa eine Gedenkstunde der richtige Rahmen sei, „darüber muss man sprechen, und das tue ich mit den Repräsentanten der anderen Verfassungsorgane“.

Steinmeier äußerte in dem Interview zugleich Verständnis für zunehmende Kritik an den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. „Die Belastungen der Menschen sind real, und ich verstehe, dass die Sorgen zunehmen“, sagte der Bundespräsident dem RND.

Wichtig seien deshalb die „Diskussionen über die Maßnahmen, die für uns alle belastend sind, über deren Sinn wir offen reden und die wir mit immer besserem Wissen auch immer präziser fassen müssen“. Der Rückgang der Neuinfektionen und die deshalb möglichen Lockerungen seien allerdings „überzeugende Argumente, auf dem Weg der Vorsicht zu bleiben“.

Mit einem weiteren Corona-Lockdown rechnet Steinmeier nicht. „Alle wissen, dass ein zweiter Lockdown extrem schädlich für die Wirtschaft wäre“, sagte er. Zudem könne die Politik nicht mit derselben Akzeptanz für erneute Kontaktsperren rechnen wie noch vor vier, fünf Monaten. Er sei überzeugt, dass der Politik dies bewusst sei und sie daher ein solches Szenario verhindern werde.

Steinmeier zeigte sich zugleich optimistisch, dass das Virus besiegt werden könne. Meldungen über die aussichtsreiche Forschung an Impfstoffen seien „durchaus ermutigend“, sagte er dem RND. „Es gibt Licht am Ende des Tunnels – allerdings wissen wir nicht, wie lang die Wegstrecke dahin noch ist.“ Deshalb dürfe die Bevölkerung in ihren Bemühungen und ihrer Disziplin nicht nachlassen.

„Wir haben den Corona-Ausnahmezustand gemeistert, jetzt werden wir nicht an der Corona-Normalität scheitern“, sagte der Bundespräsident. „Das Virus wird uns die Zukunft nicht nehmen. Es wird eine Zeit nach Corona geben, und auf die müssen wir jetzt unseren Blick richten.“

Eine zweite Amtszeit als Bundespräsident schließt Steinmeier indes nicht aus. Das Amt des Staatsoberhauptes biete  „vielfältige Herausforderungen“ und die Aufgaben seien nach dreieinhalb Jahren „unverändert fordernd und spannend“. Konkreter äußerte er sich nicht. „Über alles andere ist jetzt nicht zu entscheiden“, sagte er dem RND. Die laufende Amtszeit von Frank-Walter Steinmeier endet 2022.

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