Türkischer F16-Jet schießt armenisches Flugzeug ab

F16-Jet
F16-Jet

In den Kämpfen um die Kaukasusregion Berg-Karabach soll ein türkischer F-16-Jet ein armenisches Militärflugzeug abgeschossen haben. Diesen Vorwurf erhob am Dienstag das Verteidigungsministerium in Eriwan – die Regierung in Ankara dementierte umgehend. Angesichts der weiter anhaltenden tödlichen Kämpfe riefen die USA, Russland und Deutschland zu einem sofortigen Ende der Kämpfe auf.

Eine armenische Maschine vom Typ SU-25 sei von einem türkischen F16-Kampfjet abgeschossen worden, der „von aserbaidschanischem Gebiet“ gekommen sei, erklärte das armenische Verteidigungsministerium in Eriwan im Onlinedienst Facebook. Der Pilot der armenischen Maschine sei „als Held gestorben“. 

Die Türkei wies den Vorwurf umgehend zurück: Die Behauptung sei „absolut unwahr“, sagte der Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Statt auf solche „billigen Propagandatricks“ zu verfallen, solle Armenien sich „von den von ihm besetzten Gebieten zurückziehen“, sagte er mit Blick auf die umkämpfte Region Berg-Karabach. Diese liegt in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt, die die Region auch unter ihrer Kontrolle haben. 

Sollten türkische Kampfflugzeuge wirklich direkt eingegriffen haben, wäre dies eine deutliche Eskalation in dem Konflikt. Bei den am Sonntag wieder aufgeflammten Kämpfen  handelt es sich um die tödlichsten seit 2016. Am dritten Tag der Gefechte startete die aserbaidschanische Armee eine neue Offensive. Nach Angaben ihres Verteidigungsministeriums reagierte sie damit auf einen „armenischen Versuch einer Gegenoffensive“ in Berg-Karabach.

Dagegen erklärte das armenische Verteidigungsministerium, die aserbaidschanische Armee habe zuerst angegriffen; die armenischen Streitkräfte hätten in „mehreren Bereichen der Front“ darauf reagiert. Insgesamt wurden seit Beginn der Kämpfe am Sonntag fast hundert Todesopfer gemeldet, darunter mehrere Zivilisten.

Armenien wirft der Türkei vor, aktiv auf Seiten Aserbaidschans in die aktuellen Kämpfe einzugreifen. Aktivisten der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichteten zudem von mehr als 300 pro-türkischen Kämpfern, die die Türkei aus Syrien nach Berg-Karabach verlegt habe.

Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um das umstrittene Gebiet Berg-Karabach schwelt bereits seit Jahrzehnten. Nach einem blutigen Krieg mit 30.000 Toten hatte das ehemals autonome sowjetische Gebiet Anfang der 90er Jahre seine Unabhängigkeit von Aserbaidschan erklärt. Die Region wird jedoch von keinem Land als eigener Staat anerkannt und gilt international nach wie vor als Teil Aserbaidschans.

Mehrere Staaten riefen die Konfliktparteien am Dienstag eindringlich zu einer Waffenrufe auf. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte in Telefonaten mit dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan sowie dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew eine Rückkehr an den Verhandlungstisch im Rahmen der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Auch US-Außenminister Mike Pompeo forderte bei einem Besuch in Griechenland ein Ende der Kämpfe und „so schnell wie möglich“ eine Rückkehr zu Verhandlungen.

Russland forderte besonders die Türkei auf, sich für ein Ende der Kämpfe einzusetzen. „Wir fordern alle Seiten, insbesondere Partnerländer wie die Türkei, dazu auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um einen Waffenstillstand und eine friedliche Beilegung des Konflikts mit politischen und diplomatischen Mitteln zu erreichen“, sagte ein Kreml-Sprecher. 

Im Südkaukasus konkurrieren Russland und die Türkei um größeren Einfluss. Moskau hat freundschaftliche Beziehungen zu beiden Seiten. Es unterhält in Armenien einen Militärstützpunkt, liefert aber auch Waffen an Aserbaidschan.

Die Regierung in Ankara dagegen steht auf der Seite Aserbaidschans, am Dienstag bekräftigte sie dies nochmals: „Die Türkei wird Aserbaidschan uneingeschränkt dabei helfen, seine besetzten Gebiete zurückzuerobern und seine Rechte und Interessen nach dem Völkerrecht zu verteidigen“, erklärte der Erdogan-Sprecher. Die Erklärung aus Ankara erfolgte nur wenige Stunden vor einer geplanten Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates.

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