Umfrage: Kinderinteressen werden in Coronakrise nicht genug berücksichtigt

Symbolbild: Kinder am Handy
Symbolbild: Kinder am Handy

Die Interessen von Kindern werden in der Coronakrise einer Forsa-Umfrage zufolge nicht genug berücksichtigt. Wie die am Mittwoch vom Deutschen Kinderhilfswerk  anlässlich des Weltkindertags am Sonntag veröffentlichten Befragung ergab, sind 72 Prozent der Befragten ab 18 Jahren der Ansicht, dass die Anliegen der Kinder zu kurz kommen. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) forderte die Union auf, die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz mitzutragen.

Der Präsident des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, erklärte, an vielen Stellen bemühten sich Politik und Verwaltungen den Kinderinteressen in der Corona-Pandemie gerecht zu werden. „Zugleich erleben wir aber auch eine grundlegende Geringschätzung gegenüber den Bedürfnissen von Kindern.“ Oft seien sie nur „Regelungsgegenstand von Politik“. Das Beteiligungsrecht von Kindern und Jugendlichen an politischen Entscheidungen werde vielfach übergangen.

76 Prozent der Befragten befürchten, dass die Bildungschancen von Kindern durch die Coronakrise im Allgemeinen sanken. Bei sozial benachteiligten Kindern gehen 81 Prozent von geringeren Bildungschancen aus. Krüger forderte, Kinder mit besonderem Förderbedarf nicht aus dem Blick zu verlieren.

71 Prozent befürworten die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz, damit die Interessen von Kindern und Jugendlichen bei politischen Entscheidungen stärker berücksichtigt werden. Ob im Haushalt Kinder leben oder nicht, hatte nur geringen Einfluss auf die Antwort.

„Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Bevölkerung in Deutschland hinter unserer Forderung steht, endlich Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern“, erklärte Krüger. Er forderte das Bundeskabinett dazu auf, zügig einen entsprechenden Gesetzesentwurf zu verabschieden und die Zivilgesellschaft am weiteren Gesetzgebungsverfahren zu beteiligen.

Bundesjustizministerin Lambrecht verwies in einer Erklärung darauf, im vergangenen Jahr für das auch im Koalitionsvertrag vereinbarte Vorhaben der Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz einen Entwurf vorgelegt zu haben. Wenn CDU und CSU es mit einem besseren Kinderschutz ernst meinten, müssten sie den Weg für Beratungen im Bundestag freimachen. „Eine weitere Verzögerung würde den Abschluss dieses so wichtigen Vorhabens unnötig gefährden.“

Nach weiteren Ergebnissen der Befragung sind rund acht von zehn Befragten der Meinung, dass die Gewalt gegen Kinder während der Corona-Pandemie stieg. Auch das Deutsche Kinderhilfswerk gehe davon aus, dass „aufgrund fehlender Kontrollinstanzen wie Erziehern und Lehrerinnen oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kinder- und Jugendhilfe die ohnehin schon hohe Dunkelziffer weiter gestiegen ist“, erklärte Krüger. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, wie wichtig Zugangswege für Kinder zu Hilfsangeboten seien.

Für die repräsentative Umfrage wurden zwischen dem 26. und dem 30. August 1015 Menschen ab 18 Jahren telefonisch befragt. Die statistische Fehlertoleranz wurde mit drei Prozentpunkten angegeben.

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