Umweltschädliche Heizpilze im Tausch für einen autofreien Tag

Symbolbild: Heizpilz
Symbolbild: Heizpilz

Der Winter naht – und Gastronomen fürchten eine Verschlechterung ihrer schon jetzt schwierigen Lage. Viele Restaurants leiden bereits unter massiven Einbußen durch die Corona-Regeln. Der Branchenverband Dehoga warnt, dass im Winter viele Gäste die Innenräume meiden und gar nicht mehr kommen dürften. Politik und Verbände suchen nach Lösungen. Ein Vorschlag aus Berlin: Heizpilze – kombiniert mit einem autofreien Tag. Fragen und Antworten zu der Idee:

WAS WIRD IN BERLIN DISKUTIERT?

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) schlägt vor, dass Berliner Bezirke Gastronomen das Aufstellen von Heizpilzen erlauben sollen, was aktuell in einigen Bezirken der Hauptstadt verboten ist. Um den CO2-Ausstoß der Heizpilze zu kompensieren, fordert Pop einen weiteren autofreien Tag.

Alle Berliner sollten sich solidarisch mit der Gastronomie zeigen. „Elektrische und mit Ökostrom betriebene Heizmöglichkeiten können eine temporäre Alternative für diese Notsituation darstellen, um die gebeutelte Gastronomie zu unterstützen“, meint Pop. Nun seien „unkonventionelle Lösungen“ gefragt.

FDP sowie Industrie- und Handelskammer (IHK) fordern schon länger eine Genehmigung für Heizpilze. Pop will bei einem Treffen am Freitag mit IHK, Gastronomie und den Bezirksbürgermeistern zum Vorgehen im Herbst und Winter auch über die Heizpilzidee sprechen.

WARUM SIND HEIZPILZE VERBOTEN?

In einigen Berliner Bezirken und auch in anderen deutschen Städten sind Heizpilze verboten, weil sie viel Energie verbrauchen und CO2 produzieren. Die Umweltorganisation BUND lehnte die Rückkehr der Heizpilze bereits Ende August deutlich ab. Von einer „Klimasauerei“ sprach Energieexpertin Irmela Colaço. Ein einziger Heizpilz könne in einer Saison so viel Kohlendioxid produzieren wie ein Kleinwagen im Jahr, sagte sie.

Dem Vorschlag der grünen Wirtschaftssenatorin steht dagegen Sebastian Scholz, Klimaexperte beim Naturschutzbund Deutschland, offen gegenüber: Die Idee sei „interessant“, weil sie das Problem der von Heizpilzen verursachten Treibhausgasemissionen angehe. „Wenn sie kompensiert werden durch Reduktion einer anderen Quelle, dann steigen die Emissionen wenigstens in Summe nicht.“

WELCHE KRITIK UND ALTERNATIVEN GIBT ES?

Die Oppositionsparteien FDP und CDU zeigen sich offen für Pops Vorschlag – Kritik kommt dagegen aus den Reihen der eigenen rot-rot-grünen Koalition. Der Berliner SPD-Umweltpolitiker Daniel Buchholz mahnt etwa, bei den Vorschlägen für die Gastronomie dürfe die Klimakrise nicht vergessen werden. Er schlägt vor, alternativ zum Beispiel auf Decken zu setzen.

Die IHK Berlin dringt für die Gastronomie ebenfalls auf den Einsatz von Heizpilzen. Sie empfiehlt als Ausgleich für den hohen CO2-Ausstoß eine Klimaabgabe. Demgegenüber zeigt sich Pop jedoch kritisch und dringt auf etwas „Deutlicheres“ angesichts der Klimakrise – den autofreien Tag. Nicht wenige Wirte planen außerdem eine Umstellung ihres Getränkeangebots: Statt kühler Getränke soll es mehr Glühwein, Tee und Punsch geben.

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