Das UN-Kinderhilfswerk Unicef sieht die Kommunen in Deutschland bei der Umsetzung der Kinderrechte insgesamt auf einem guten Weg. Eine am Donnerstag veröffentlichte nicht repräsentative Umfrage unter 123 Bürgermeistern ergab, dass 45 Prozent der befragten Kommunen bereits verhältnismäßig viele Maßnahmen umsetzen und nur 23 Prozent weniger Maßnahmen ergreifen als der Durchschnitt. 93 Prozent der Umfrageteilnehmer maßen demnach beispielsweise der Partizipation von Kindern und Jugendlichen große Bedeutung zu.
Kinderrechte zu stärken hat nach Ansicht der Kommunen auch andere Vorteile. 85,6 Prozent nannten den Zuzug junger Familien und 70,4 Prozent eine positive Entwicklung sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze. Kommunen mit stärker verankerten Kinderrechten waren insbesondere größere Kommunen mit mehr als hunderttausend Einwohnern und Kommunen in reicheren Landkreisen.
Trotz des positiven Bilds benannten die Kommunen auch praktische Herausforderungen. Genannt wurden insbesondere offene Fragen der Finanzierung, die Verankerung von Kinderrechten in der Verwaltung sowie die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Zwar entwickelten 51 Prozent der befragten Kommunen einen Aktionsplan zur Verbesserung der Lage von Kindern und Jugendlichen, aber nur 33 Prozent bezogen diese bei der Erarbeitung mit ein.
Nach Angaben von Unicef erhalten die Kommunen insbesondere durch Zivilgesellschaft, Verwaltung und den Stadtrat Unterstützung. Unzufriedener waren sie demnach mit der Unterstützung durch Länder, Bund und Wirtschaft. Unicef forderte unter anderem eine stärkere Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe sowie die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz.
Für die anonyme Onlinebefragung „Kinderrechte in deutschen Städten und Kommunen“ wurden anlässlich des Weltkindertags am Sonntag vom Institut IW Consult im Auftrag von Unicef zwischen Mitte April und Ende Juni Kommunen aus ganz Deutschland befragt. In den untersuchten Städten und Gemeinden leben insgesamt 11,7 Millionen Menschen, darunter über 1,8 Millionen Kinder.
Für die Studie wurde ein kommunaler Kinderrechtsindex entwickelt, der fünf Bereiche umfasst: Nichtdiskriminierung, Beteiligung und Information, Bildung, kinderfreundliche Umwelt sowie Spiel und Freizeit. Kommunen schnitten umso besser ab, desto aktiver sie die Verwirklichung aller fünf Bereiche verfolgten.