Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), die Internationale Organisation für Migration (IOM) und die internationale Schifffahrtskammer (ICS) haben die EU-Staaten zur sofortigen Aufnahme von 27 Flüchtlingen aufgefordert, die seit einem Monat an Bord des dänischen Tankers „Maersk Etienne“ ausharren müssen. Die Lage an Bord verschlechtere sich „rapide“, warnte ICS-Generalsekretär Guy Platten in der gemeinsamen Erklärung vom Montag.
„Wir können nicht länger tatenlos zusehen, wie die Regierungen die Notlage dieser Menschen ignorieren“, fügte Platten hinzu. Die ICS und die beiden anderen Organisationen warfen den EU-Mittelmeeranrainern vor, gegen internationales Recht zu verstoßen, wenn sie sich weiterhin weigern, die Migranten von Bord gehen zu lassen.
Der Tanker hatte die Migranten am 4. August auf Bitten Maltas aufgenommen, nachdem sie auf dem Weg von Libyen in die EU in Seenot geraten waren. Später jedoch wies Maltas Regierungschef Robert Abela jede Verantwortung für die Geretteten zurück. Die dänische Reederei Maersk berichtete am Sonntag, dass drei der Geretteten in ihrer Verzweiflung von Bord gesprungen seien, von der Crew jedoch gerettet werden konnten.
Handelsschiffe seien für die Rettung und Unterbringung von Flüchtlingen nicht ausgelegt, hieß es in der Erklärung vom Montag weiter. Demnach ist die „Etienne“ das dritte Handelsschiff seit Jahresanfang, das Geflüchtete aufgenommen hat. Doch im Gegensatz zu dem dänischen Tanker hätten die geretteten Insassen der beiden anderen Schiffe schon nach wenigen Tagen an Land gehen dürfen.