Von Missbrauchsvorwürfen freigesprochener Kardinal Pell reist nach Rom

Symbolbild: Vatikan
Symbolbild: Vatikan

Erstmals seit der Aufhebung einer Gefängnisstrafe wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen ist der australische Kardinal George Pell nach Rom gereist. Der 79-jährige winkte am Mittwoch am Flughafen Fiumicino wartenden Journalisten zu, bevor er in ein wartendes Auto stieg. Entgegen anderslautender Medienberichte schloss der Vatikan ein Treffen zwischen Pell und Papst Franziskus vorerst aus. 

Pell hatte seit März des vergangenen Jahres im Gefängnis gesessen, wo er eine sechsjährige Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs am „Zeugen J.“ und einem weiteren jugendlichen Chorknaben in den 90er Jahren verbüßte. Anfang April hob das Oberste Gericht Australiens das Urteil gegen den früheren Finanzchef des Vatikans jedoch letztinstanzlich in allen Punkten auf. Wenige Stunden nach dem Freispruch durfte der 78-jährige Kardinal das Gefängnis verlassen.

Der Belastungszeuge J. erklärte im Anschluss an das Urteil, in Missbrauchsfällen sei es schwierig, ein Strafgericht davon zu überzeugen, dass die Tat „ohne Zweifel stattgefunden“ habe.

Pell war der ranghöchste katholische Geistliche weltweit, der im Zuge der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche verurteilt worden war. Der Vatikan hatte den Freispruch begrüßt. Opfervertreter übten hingegen scharfe Kritik an dem Urteil.

In der vergangenen Woche war einer der einflussreichsten Kardinäle im Vatikan, Angelo Becciu aus Italien, überraschend zurückgetreten. Becciu hatte in den vergangenen sechs Jahren eine Rolle als eine Art Stabschef des Papstes wahrgenommen. Sein Rücktritt könnte mit einer Untersuchung zusammenhängen, die im Vatikan zu einem Immobiliengeschäft im noblen Londoner Stadtteil Chelsea läuft. 

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