Weltraumgestütztes Tierbeobachtungssystem Icarus startet erstes globales Projekt

Symbolbild: Satellit
Symbolbild: Satellit

Verhaltensforscher können nun weltweit Tierwanderungen vom All aus beobachten. Das weltraumgestützte Tierbeobachtungssystem Icarus schloss Ende August seinen Testbetrieb auf der Internationalen Raumstation ISS erfolgreich ab und nimmt noch im September seinen wissenschaftlichen Betrieb auf, wie die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften und die Universität Konstanz am Donnerstag mitteilten. Erstes Forschungsprojekt wird eine Studie zum Zugverhalten von Amseln und Drosseln sein.

Icarus ist ein gemeinsames Projekt des Konstanzer Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und der Konstanzer Universität in Kooperation mit der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Forscher rüsten unterschiedliche Tierarten mit Miniatursendern aus, die ihre Messdaten an eine Empfangsstation auf der ISS schicken. Diese übermittelt die Daten an eine Bodenstation, von wo sie zu den jeweiligen Forscherteams gelangen.

Mit Icarus wollen die Wissenschaftler mehr über das Leben der Tiere auf der Erde herausfinden – auf welchen Routen sie wandern, unter welchen Bedingungen sie leben und vor allem wie sie am besten geschützt werden können. Herzstück von Icarus sind vier Gramm schwere Sender, die selbst auf kleinen Tieren wie Singvögeln angebracht werden können.

Diese Messgeräte im Miniaturformat besitzen verschiedene Sensoren, die fortlaufend Verhaltens- und Gesundheitsdaten der Tiere erfassen. Auch Umweltbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Luftdruck können die Sender aufzeichnen.

Nach der erfolgreichen Testphase, in der die Tiersender sowie die Systemkomponenten am Boden und an Bord der ISS geprüft wurden, werden die Forscher nun in einem ersten Pilotprojekt mehrere tausend mit den Miniatursendern ausgestattete Amseln und Drosseln in Europa, Russland und Nordamerika vom Weltraum aus begleiten. Ziel ist, das Zugverhalten der Vögel und ihre Überlebensstrategien zu untersuchen.

Mit der neuen digitalen Technik lassen sich aber nicht nur biologische Fragen beantworten – zum Beispiel, wohin Flughunde in Afrika fliegen und wo sie dabei auf Ebolaviren treffen oder wo Meeresschildkröten ihre Jugendjahre verbringen und wo die meisten davon ums Leben kommen.

Icarus könnte auch für die Übertragung anderer Technik- oder Umweltdaten wie Baumwachstum, Meeresströmungen oder Gletscherschmelze eingesetzt werden. Aus den kombinierten Informationen tausender Tiere entsteht dann eine Zusammenschau des Lebens auf der Erde, das sogenannte „Internet der Tiere“.

„Icarus schickt ohne Zutun des Menschen kleine Datenpakete überall auf der Welt hin und her – ähnlich wie es bei der immer weiter voranschreitenden Vernetzung von Alltagsgegenständen der Fall sein wird, dem sogenannten Internet der Dinge“, erklärte der Icarus-Leiter Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und Professor an der Uni Konstanz. „Icarus stellt damit ein völlig neues digitales Kommunikationssystem dar.“

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