Zwei Polizisten bei Anti-Rassismus-Protesten in den USA durch Schüsse verletzt

Symbolbild: Gelöster Schuss
Symbolbild: Gelöster Schuss

Während Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky sind zwei Polizisten durch Schüsse verletzt worden. Die Verletzungen der Beamten seien nicht lebensgefährlich, teilte die örtliche Polizei am Mittwochabend (Ortszeit) mit. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden. Präsident Donald Trump, der sich regelmäßig für ein hartes Vorgehen gegen Anti-Rassismus-Demonstranten ausspricht, schrieb auf Twitter, die Regierung sei „bereit zu helfen“. 

Die Empörung der Demonstranten war durch eine Entscheidung der Justiz von Kentucky ausgelöst worden, die auf eine Anklageerhebung gegen Polizisten wegen tödlicher Schüsse auf die Afroamerikanerin Breonna Taylor verzichtet hatte. In Louisville und anderen US-Städten, von Boston, New York und Washington an der Ostküste bis Los Angeles an der Westküste, protestierten am Mittwoch tausende Menschen.

Wegen befürchteter Gewaltausbrüche verhängte der Bürgermeister von Louisville den Ausnahmezustand und eine nächtliche Ausgangssperre, die ab 21.00 Uhr Ortszeit galt. Dennoch kam es zu Protesten. Die Polizei setzte Blendgranaten gegen Demonstranten in einem Park ein, wo ein Denkmal für Taylor aufgestellt worden war. Mehrere Menschen wurden festgenommen, wie Fernsehbilder zeigten. 

Die beiden verletzten Polizisten werden nach Angaben des kommissarischen Polizeichefs Robert Schroeder im Krankenhaus behandelt. Einer werde operiert. Ihr Gesundheitszustand sei aber stabil. 

Präsident Trump, der bei der Wahl am 3. November für eine zweite Amtszeit kandidiert, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, er „bete“ für die zwei verletzten Polizisten. Die Regierung in Washington sei „bereit zu helfen“. 

Taylor war am 13. März von weißen Polizisten in ihrer eigenen Wohnung in Louisville erschossen worden. Kentuckys Generalstaatsanwalt Daniel Cameron erhob jetzt zwar Anklage gegen einen der beteiligten Polizisten – allerdings nicht wegen der tödlichen Schüsse auf die 26-jährige Rettungssanitäterin. 

Die Anklage gegen den Polizisten Brett Hankison bezieht sich vielmehr auf seine Schüsse in eine Wohnung neben der von Taylor – sie lautet auf fahrlässige Gefährdung des Lebens Anderer. In dieser Wohnung hielten sich zum Zeitpunkt des nächtlichen Polizeieinsatzes drei Menschen auf. Sie blieben unverletzt. 

Zwei andere Polizisten, die auf die 26-jährige Taylor gefeuert hatten, bleiben hingegen von der Staatsanwaltschaft unbehelligt. Cameron sagte, die beiden hätten in Notwehr und damit rechtmäßig gehandelt, nachdem Taylors Freund auf sie geschossen habe. Sie könnten deswegen nicht juristisch belangt werden.

Die drei Beamten in Zivil hatten Taylors Wohnung bei einer Drogenrazzia gestürmt. Taylors Freund, der mit der 26-Jährigen im Bett lag, glaubte nach eigenen Angaben an einen Überfall, gab mit seiner Waffe einen Schuss ab und verletzte einen Beamten. Die drei Polizisten feuerten daraufhin ihre Dienstwaffen ab.

Laut Generalstaatsanwalt Cameron wurde die neben ihrem Freund stehende Taylor von sechs Kugeln getroffen, von denen eine tödlich war. Ihr Freund blieb unverletzt. Offenbar trafen nur der verletzte Beamte und der neben ihm stehende Polizist die junge Frau, nicht aber der nun angeklagte Hankison.

In den USA finden seit Monaten landesweite Demonstrationen gegen Rassismus und exzessive Polizeigewalt gegen Schwarze statt. Sie waren durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota ausgelöst worden. Während der Proteste wurden immer wieder auch Taylors Bild gezeigt und ihr Name genannt. 

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