Bei einem Raketenangriff auf die aserbaidschanische Stadt Gandscha sind 13 Zivilisten getötet und mehr als 45 weitere Menschen verletzt worden. Mehrere Häuserreihen in der 300.000 Einwohner zählenden Stadt seien bei dem Angriff am frühen Samstagmorgen zerstört worden, teilte die aserbaidschanische Generalstaatsanwaltschaft mit. Auch in einem anderen Teil der Stadt schlugen demnach Bomben ein. Unter den Toten seien auch Kinder.
Die armenischen Kräfte warfen Aserbaidschan ihrerseits vor, zivile Infrastruktur in Berg-Karabach angegriffen zu haben. Zudem gebe es in Gandscha eine Reihe militärischer Einrichtungen, darunter einen Flugplatz, Spezialkräfte, Benzin- und Munitionsdepots. Darüber hinaus hatten aserbaidschanische Streitkräfte zuvor die Hauptstadt der selbsternannten Republik Berg-Karabach, Stepanakert, beschossen. Unter anderem wurde das Dach eines Einkaufszentrums teilweise zerstört, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew schwor „Rache“ für den Angriff auf Gandscha. „Wir werden uns auf dem Schlachtfeld rächen“, sagte er am Samstag in einer Rede. Die armenischen Kräfte in Berg-Karabach und ihre Unterstützer in Armenien bezeichnete er als „Hunde“, „Faschisten“ und „wilde Tiere“.
Trotz der Einigung auf eine Waffenruhe vergangene Woche halten die heftigen Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach an. Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt war Ende September nach einer Phase relativer Ruhe wieder voll entbrannt. Seit Beginn der Gefechte wurden bereits hunderte Menschen getötet, darunter auch dutzende Zivilisten.
Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.