Atommüll-Behälter sollen per Schiff und Bahn in Zwischenlager im hessischen Biblis gehen

Castortransport - Bild: KaiMartin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Castortransport - Bild: KaiMartin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Ein Schiff mit sechs Castoren voll hochradioaktivem Atommüll aus der Aufarbeitung deutscher Reaktorbrennelemente ist auf dem Weg in die Bundesrepublik. Der Transport sei am Dienstagabend im britischen Barrow-in-Furness gestartet und werde in etwa drei bis vier Tagen im niedersächsischen Hafen Nordenham erwartet, teilte das Aktionsbündnis Castor-Stoppen.de am Mittwoch mit. Auch das Entsorgungsunternehmen GNS bestätigte den Start des Schiffstransports, nannte aber keinen Zielort. 

Die sechs Castoren sollen nach der Entladung per Bahn in ein Zwischenlager am südhessischen Atomkraftwerk Biblis gebracht werden. Dem Aktionsbündnis zufolge könnte der Schienentransport zwischen Sonntag und Dienstag erfolgen. Die Gruppe, in der zahlreiche Antiatominitiativen zusammengeschlossen sind, plant entlang der Strecke Demonstrationen sowie Mahnwachen.

Der Zugtransport soll demnach über Bremen, Köln und Göttingen bis nach Biblis nördlich von Mannheim geleitet werden. Die für den Transport zuständige Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) machte zu der genauen Route keine Angaben. Dabei handelt es sich um eine Tochterfirma der großen deutschen Energiekonzerne, die auf Entsorgung und Lagerung von Atommüll spezialisiert ist. 

Der Müll in den Castoren stammt aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen in der Wiederaufarbeitungsanlage im britischen Sellafield, die Bundesrepublik ist vertraglich zur Rücknahme verpflichtet. Es handelt sich um den ersten Castortransport in Deutschland seit neun Jahren. Laut Atomkraftgegnern sind bis zum Jahr 2024 noch vier weitere derartige Transporte geplant.

Ursprünglich sollte der Castortransport bereits im Frühjahr stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. Die niedersächsische Regierung hatte sich dafür eingesetzt, den Transport erneut zu vertagen. Auch Polizeigewerkschaften hatten dies gefordert. Die Bundesregierung hielt jedoch am Termin fest.

2002 wurde beschlossen, den Atommüll aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente im Ausland nicht mehr zentral in ein Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben zu bringen. Die Transporte zu dem umstrittenen Standort wurden regelmäßig von tagelangen, teils gewaltsamen Protesten begleitet. Stattdessen wurde vereinbart, die restlichen Castoren auf Zwischenlager zu verteilen, die zwischenzeitlich an den deutschen Atomkraftwerken entstanden.

Die Zwischenlager an den Kraftwerken wurden eingerichtet, um die abgebrannten Brennelemente aus deren Reaktoren aufzunehmen. Die Wiederaufarbeitung von Brennelementen ist in Deutschland seit 2005 verboten, seitdem werden daher keine Brennelemente mehr in die entsprechenden Fabriken in Großbritannien sowie Frankreich geschickt. Die noch verbliebenen Transporte dienen der Rücknahme des Mülls aus früheren Aufarbeitungsaufträgen.

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