Im Streit mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) um eine tarifliche Regelung zur Bewältigung der Corona-Krise hat die Deutsche Bahn (DB) die Schlichtung eingeleitet. Angesichts der „größten Krise in der Unternehmensgeschichte“ müsse die Bahn „auch mit der GDL ein Tarifpaket schließen und eine ökonomisch verantwortungsvolle, nachhaltige und sozial ausgewogene Lösung finden“, erklärte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Mittwoch in Berlin.
Nach der Weigerung der Gewerkschaft, über einen Sanierungstarifvertrag zu verhandeln, gebe es zu der Schlichtung „keine Alternative“, teilte der Konzern mit. Eine zeitnahe Einigung sei „dringend geboten“. Die GDL hatte Tarifverhandlungen Anfang September abgelehnt und auf laufende Verträge bis Februar 2021 verwiesen. „Wir werden alles tun, damit unsere Kollegen die falsche Struktur des DB-Konzerns und das Missmanagement des Vorstands nicht ausbaden müssen“, hatte der Gewerkschaftsvorsitzende Claus Weselsky erklärt.
Mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) dagegen einigte sich die Bahn im September nach wochenlangen Verhandlungen auf ein Corona-Tarifpaket: Dieses beinhaltet unter anderem einen Kündigungsschutz für die Beschäftigten bis Anfang 2023, dafür aber eine nur moderate Lohnerhöhung um 1,5 Prozent zum Jahreswechsel. Die Tarifverhandlungen waren dafür auf Mitte August vorgezogen worden. Bahn und EVG hatten sich bereits im Mai darauf verständigt, dass trotz Pandemie keine Arbeitsplätze gestrichen werden sollen.
Die Lokführergewerkschaft GDL war einem entsprechenden Bündnisaufruf damals nicht gefolgt. Angesichts der schon vor der Corona-Krise vorhandenen strukturellen Probleme begründete die Bahn aus Sicht der Gewerkschaft nicht, „warum ausgerechnet das Zugpersonal seinen Gürtel enger schnallen solle“.