Der Vorstand des Staatskonzerns Deutsche Bahn sperrt sich einem „Spiegel“-Bericht zufolge gegen die Pläne der Bundesregierung zur Frauenförderung. Die Bundesregierung will das Gleichstellungsgesetz auf große Firmen im Staatsbesitz ausdehnen; sie müssten dann eine Frauenquote von 50 Prozent in Führungspositionen erfüllen und die Zahl ihrer Gleichstellungsbeauftragten aufstocken. Das Vorhaben sei „mit erheblichen negativen Auswirkungen verbunden“, warnten Bahn-Chef Richard Lutz, Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla und Personalchef Martin Seiler Mitte Juni demnach in einem Brief an Finanzminister Olaf Scholz und Familienministerin Franziska Giffey (beide SPD) sowie an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).
Die Manager befürchten durch die vorgeschriebene Förderung von Frauen „eine Verschärfung des ohnehin gravierenden Fachkräftemangels in technisch-operativen Berufen bei der DB“, wie der „Spiegel“ aus dem Brief zitierte. Das Ziel, in den nächsten Jahren rund 100.000 neue Mitarbeiter einzustellen, werde „unter diesen Rahmenbedingungen erheblich erschwert“. Zudem erwarte der Bahn-Vorstand einen Kostenschub: „Die Bestellung von Gleichstellungsbeauftragten würde finanzielle Ressourcen binden“, zitierte das Magazin.
Das Familienministerium teilte dem „Spiegel“ mit, es habe in einem Antwortschreiben an die Bahn darauf verwiesen, „dass der Bund und die Unternehmen, an denen er beteiligt ist, bei der Gleichstellung eine Vorbildfunktion haben“. Derzeit wird der Referentenentwurf, den Giffey und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) für das Gesetz vorgestellt haben, innerhalb der Bundesregierung abgestimmt. Er kommt aber laut Bericht wegen Widerstand einzelner Unionsminister nicht voran.