Die EU-Kommission hat die Mitgliedstaaten aufgerufen, mit der Vorbereitung einer gemeinsam organisierten Verteilung eines künftigen Corona-Impfstoffs zu beginnen. „Die Anzahl verfügbarer Impfstoffdosen wird in der ersten Zeit begrenzt sein“, warnte die Brüsseler Behörde am Donnerstag. Die Mitgliedstaaten müssten sich deshalb bei der Produktion und Verteilung eines künftigen Mittels sowie bei den Prioritäten für die zu impfenden Bevölkerungsgruppen absprechen.
„Wir werden nicht in der Lage sein, das Blatt von einem Tag auf den anderen zu wenden, selbst wenn wir einen Impfstoff haben“, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. „Aber alle müssen bereit sein.“ Die nötigen Strukturen und Systeme müssten jetzt aufgebaut werden.
Sobald ein Impfstoff zur Verfügung stehe, würden alle 27 EU-Länder diesen zeitgleich und im Verhältnis zur Bevölkerungszahl in gleichen Mengen erhalten, versicherte die Kommission. Die Verteilung der zunächst knappen Mittel obliege dann nationalen Stellen. Brüssel empfiehlt dabei, Alten- und Krankenpflegern und Angehörigen anderer systemrelevanter Berufe, Risikogruppen wie Senioren sowie wirtschaftlich und sozial benachteiligten Gruppen Vorrang zu geben.
Weltweit forschen Dutzende Unternehmen an der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs. Die EU-Kommission hat mit mehreren von ihnen bereits Vereinbarungen getroffen und jeweils mehrere hundert Millionen Dosen eines künftigen Mittels reserviert. Die Mitgliedstaaten können Impfstoffe dann auch an ärmere Länder außerhalb der EU weitergegeben, die sich den Einkauf nicht leisten können.
Gesundheitskommissarin Kyriakides rief die Mitgliedstaaten beim Vorgehen gegen die Pandemie generell zu einer stärkeren Koordination auf. „Wir sind definitiv nicht mehr da, wo wir zu Beginn der Pandemie waren“ – als die EU-Länder sehr unterschiedlich und unabgestimmt vorgingen. Dennoch bleibe viel zu tun: Die Kommission habe bereits im Juli Leitlinien für eine bessere Zusammenarbeit veröffentlicht, „und wir warten noch immer auf Informationen der Mitgliedstaaten zu deren Umsetzung“.
„Uns läuft die Zeit davon“, warnte die Zyprerin in diesem Kontext. „Jeder muss jetzt tun, was notwendig ist, um die verheerenden gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen eines allgemeinen Lockdowns zu vermeiden.“