Wegen der Corona-Pandemie schließt die britische Kinokette Cineworld vorübergehend ihre gesamten Lichtspielhäuser in Großbritannien und den USA. Ab Donnerstag blieben die 536 Kinos in den USA und die 127 in Großbritannien geschlossen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Davon betroffen sind demnach 45.000 Mitarbeiter. Die Nachricht ließ die Cineworld-Aktie an der Londoner Börse einbrechen.
Der weltweit zweitgrößte Kinobetreiber begründete den Schritt außer mit den Ausgangsbeschränkungen in wichtigen Städten und teils verwirrenden und teuren Schutzmaßnahmen vor allem mit fehlenden Blockbuster-Premieren. Erst am Wochenende war die Premiere des neuen James-Bond-Films „No Time to Die“ erneut verschoben worden – nun soll dieser erst im kommenden April in die Kinos kommen.
Auf das kommende Jahr verschoben wurden auch andere Großprojekte, während es andere teure Produktionen wie der Science-Fiction-Thriller „Tenet“ zwar in die Kinosäle schafften, aber mit enttäuschenden Einspielergebnissen. Laut Firmenchef Mooky Greidinger wird Cineworld die Lage „genau beobachten“ und bei einer günstigeren Entwicklung seine Pläne zu einer Wiedereröffnung der Kinos „rechtzeitig“ bekanntgeben.
Obwohl die Verschiebung der James-Bond-Premiere Cineworlds Entscheidung beschleunigt habe, sei Agent 007 nicht „der Bösewicht in diesem Stück“, sagte Börsen-Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown. Vielmehr sei die Corona-Pandemie für die Kinoindustrie „ein Horrorfilm“.
Nach Auffassung ihres Kollegen Neil Wilson von Markets.com geht die Kinokrise jedoch tiefer: Er glaube, dass sich die Gewohnheiten der Konsumenten durch Streamingdienste wie Netflix grundlegend geändert hätten, sagt Wilson – Corona habe nur „dafür gesorgt, dass noch ein paar Zuschauer mehr wegbleiben“.