Ein Ort zur Ausbildung von exzellenten Schnüfflern

Symbolbild: Polizeihund
Symbolbild: Polizeihund

Für die Hunde ist es nur ein Spiel, für Menschen ist es lebensrettend: In Bosnien werden Minenspürhunde ausgebildet – und zu Einsätzen in die ganze Welt geschickt. Ursprünglich sollten die vierbeinigen Schnüffler Bosnien und die anderen Länder des ehemaligen Jugoslawiens sicherer machen, denn als der Bosnienkrieg mit 100.000 Toten 1995 endete, blieben ganze Regionen mit Minen und Blindgängern verseucht. Ihr Erfolg sorgt nun jedoch für immer neue Einsatzgebiete.

Vor etwa 15 Jahren wurden mit Unterstützung Norwegens und der USA zwei Ausbildungszentren für Spürhunde eingerichtet. Deren Brigaden beschleunigten die Minenräumung erheblich. Und das inzwischen nicht mehr nur auf dem Balkan: Hunde aus dem internationalen Ausbildungszentrum der Norwegischen Volkshilfe (NPA) bei Sarajewo sind nach Angaben von Mitarbeiterin Gordana Medunjanin derzeit auch im Irak, dem Libanon sowie in Somalia, Simbabwe und Kambodscha im Einsatz.

In dem Ausbildungszentrum werden etwa 40 Malinois ausgebildet. Diese Belgischen Schäferhunde sind laut Medunjanin besonders „ausdauernd, lebhaft und anpassungsfähig“. Ihre Ausbildung beginnt, wenn sie vier bis sechs Wochen alt sind, und dauert bis zu 18 Monate, wie Trainer Namik Dzanko erklärt. 

Die Hunde verstehen nicht, was für eine lebensgefährliche Aufgabe sie haben, sagt Dzanko. „Für sie ist es ein Spiel, sie finden etwas und werden dafür belohnt“. Und nebenbei retten sie Leben.

Bei dem Training durchlaufen die Hunde mehrere Etappen: Zunächst wird ihre Vorliebe für ein Gummispielzeug geweckt. Dann lernen sie, den Geruch von Sprengstoff zu erkennen, der in Blechkanistern an einem Karussell versteckt ist. Finden sie den Sprengstoff, dürfen sie mit dem roten Gummi spielen.

Später wird der Sprengstoff in einem 100 Quadratmeter großen, in Zonen eingeteilten Feld vergraben, das Minenfelder simulieren soll. Hier ist gerade Orna beschäftigt. Geführt von ihren Trainern schnüffelt sich die zweijährige Hündin methodisch in geraden Linien durch das Feld. Nimmt sie Sprengstoff-Geruch wahr, setzt sie sich hin und zeigt mit ihrer Schnauze auf die verdächtige Stelle. In einem echten Minenfeld kämen nun Minenräumexperten zum Einsatz.

Die Hunde sparen den Minenräumern viel Zeit, sagt Nermin Hadzimujagic vom US-unterstützten Mine Detection Dog Center im südbosnischen Borci: „Ein Minenräumer kann an einem Arbeitstag ein Gebiet von 70 bis 100 Quadratmetern inspizieren, ein Hund bis zu 1000.“ Von Borci aus wurden die vierbeinigen Schnüffler bereits auf Einsätze nach Afghanistan, in den Kosovo und den Libanon geschickt.

25 Jahre nach Kriegsende sind schätzungsweise noch etwa tausend Quadratkilometer des bosnischen Staatsgebietes vermint, mehr als 500.000 Menschen leben noch immer in der Nähe der Gefahrenzonen. Seit Kriegsende sind nach Angaben des nationalen Minenräumzentrums BHMAC 617 Menschen bei minenbedingten Unfällen ums Leben gekommen, darunter 53 Sprengstoffexperten. Ziel ist es, das Land bis 2025 vollständig von den Minen und anderen Blindgängern zu räumen. 

In Bosnien ausgebildete Hundeteams erlitten bislang keine Verluste. Bei halbjährlichen Tests müssten die Hunde unfehlbar sein, „andernfalls können sie nicht mehr zur Minenräumung eingesetzt werden“, erklärt Hadzimujagic vom Trainingszentrum in Borci. „Wenn der Hund eine Mine übersieht und jemand danach einen Unfall hat, sind wir Komplizen“, sagt auch Emir Cukas, Hundetrainer beim bosnischen Zivilschutz. 

Gesunde Tiere können rund zwölf Jahre arbeiten, sagt Cukas. Vorausgesetzt, sie bleiben im Training: „Sie sind wie Fußballer, wie alle Sportler. Nur wer jeden Tag trainiert, ist gut.”

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