Entsetzen nach Messerangriff mit drei Toten in Kirche in Nizza

Bild: glomex

Ein neuer Messerangriff schockiert Frankreich: Ein mutmaßlicher Islamist hat in der größten Kirche der Mittelmeer-Stadt Nizza am Donnerstag drei Menschen mit einem Messer getötet, wie die Polizei mitteilte. Mindestens einem Opfer wurde demnach die Kehle durchgeschnitten. Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, sagte, der festgenommene mutmaßliche Täter habe mehrfach „Allahu Akbar“ gerufen. Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich.

„Alle Bürger von Nizza sind schockiert und entsetzt“, sagte Bürgermeister Estrosi weiter. Nach seiner Darstellung deutet „alles auf einen Terroranschlag hin“. Die Antiterror-Staatsanwaltschaft ermittelt wegen „Mordes und Mordversuchs im Zusammenhang mit einer terroristischen Tat“.

Bei dem Angriff in der Basilika Notre-Dame drei Tage vor Allerheiligen wurden nach Angaben aus Polizeikreisen drei Menschen getötet. Eine Frau und ein Mann starben demnach in der Kirche im Zentrum der Stadt. Ein drittes Opfer habe zunächst in eine Bar fliehen können, sei dann aber seinen Verletzungen erlegen. Mindestens einem Opfer wurde laut Polizei die Kehle durchgeschnitten. Nach Berichten einiger französischer Medien wurde die ermordete Frau geköpft.

Darauf deuten auch Äußerungen von Bürgermeister Estrosi hin: Er sagte, der Täter sei ähnlich vorgegangen wie bei der Ermordung des Geschichtslehrers Samuel Paty vor rund zwei Wochen. Der Lehrer war von einem mutmaßlichen Islamisten bei Paris enthauptet worden, nachdem er Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt hatte. Estrosi betonte, Frankreich müsse dem „Islamofaschismus“ den Kampf ansagen.

Die katholische Kirche in Frankreich zeigte sich entsetzt von der „unsäglichen Tat“. Christen dürften nicht „zum symbolischen Schlachtopfer werden“, forderte die Bischofskonferenz.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wollte nach Angaben seines Büros nach einer Sitzung des Pariser Krisenstabs nach Nizza reisen, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. In einer Reihe muslimischer Länder hatte es in den vergangenen Tagen Drohungen und Boykottaufrufe gegen Frankreich gegeben. 

Die Proteste entzündeten sich an Macrons Äußerungen bei der Trauerfeier für den getöteten Lehrer. Der Staatschef kündigte ein Festhalten an den Mohammed-Karikaturen im Namen der Meinungsfreiheit an.

Der mutmaßliche Anschlag weckt bei den Franzosen schreckliche Erinnerungen an gleich drei Taten: Neben der Ermordung des Geschichtslehrers ist dies der blutige Anschlag von Nizza von 2016, bei dem ein Islamist am französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in eine Menge raste und 86 Menschen tötete und hunderte verletzte. 

Knapp zwei Wochen später ermordeten zwei Männer den katholischen Priester Jacques Hamel während des Gottesdienstes in der nordfranzösischen Stadt Saint-Etienne-du-Rouvray. Die danach von der Polizei erschossenen Täter bekannten sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Der neuerliche Messerangriff ereignete sich gegen neun Uhr morgens. In der Innenstadt von Nizza waren zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Menschen zum Einkaufen unterwegs, da um Mitternacht in ganz Frankreich ein neuer landesweiter Corona-Lockdown in Kraft treten sollte. 

„Alle sind weggerannt, es fielen Schüsse“, erzählte ein Kellner, der in einer Bar in der Nähe der Kathedrale arbeitet. „Es wird Tote geben“, habe eine Frau gewarnt.“ Der verletzte Täter wurde nach Polizeiangaben ins Krankenhaus gebracht.

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