Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seine „volle Solidarität“ mit der libyschen Einheitsregierung in Tripolis bekräftigt. Erdogan empfing am Sonntag den Chef der Einheitsregierung, Fajes al-Sarradsch, in Istanbul. Erdogan habe in dem Gespräch betont, dass die Türkei weiter an der Seite Libyens stehe und die Beziehungen zur Einheitsregierung als „der einzigen legitimen Vertretung Libyens“ stärken wolle, erklärte sein Büro.
Al-Sarradsch und Erdogan hatten sich zuletzt vor weniger als einem Monat in Istanbul getroffen. Damals hatte sich Erdogan „traurig“ darüber gezeigt, dass al-Sarradsch sein Amt bis spätestens Ende Oktober niederlegen wolle.
Mit seinem Rücktritt will al-Sarradsch nach eigenen Angaben den Weg für eine neue Regierung freimachen und die Umsetzung eines innerlibyschen Waffenstillstandsabkommens ermöglichen.
Libyen ist seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 von gewaltsamen Konflikten und Chaos geprägt. Die von der UNO anerkannte Einheitsregierung befindet sich im Bürgerkrieg mit General Chalifa Haftar, dessen Truppen große Gebiete im Osten und Süden Libyens kontrollieren und der eine im ostlibyschen Tobruk angesiedelte Gegen-Regierung unterstützt.
Der Einheitsregierung von al-Sarradsch gelang es zuletzt mit Unterstützung der Türkei, eine Offensive von Haftars Truppen abzuwehren und sie aus weiten Teilen Westlibyens zu verdrängen. Haftar erhielt seinerseits Unterstützung von Ägypten, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Russland.
Der Einfluss internationaler Akteure in Libyen ist auch Thema einer von der UNO und der Bundesregierung organisierten internationalen Videokonferenz an diesem Montag. Eingeladen sind die Teilnehmer der Berliner Konferenz zu Libyen vom Januar sowie weitere Staaten aus der Region. Die Konfliktparteien selbst sind nicht dabei.