Die Türkei hat die von den USA angedrohten Sanktionen bei einer Aktivierung des russischen S400-Raketenabwehrsystems zurückgewiesen. „Wie auch immer eure Sanktionen aussehen, zögert nicht, sie umzusetzen“, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag in einer vom Fernsehen übertragenen Rede in Malatya. Der Präsident hatte am Freitag bestätigt, das Raketenabwehrsystem russischer Bauart getestet zu haben und zudem weitere Tests angekündigt.
„Ihr habt uns gesagt, wir sollen die S400er zurückschicken“, sagte Erdogan am Sonntag weiter. „Wir sind kein Stammesstaat, wir sind die Türkei“, empörte er sich.
Die US-Regierung hatte nach dem Test des S400-Raketenabwehrsystems gewarnt, dass die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA ernsthaft beeinträchtigt werden könnten. Das US-Verteidigungsministerium verurteile den Test „auf das Schärfste“, sagte Pentagon-Sprecher Jonathan Hoffman am Freitag.
Regierungsnahe türkische Medien hatten vergangene Woche über einen ersten Testabschuss in der nördlichen Provinz Sinop am Schwarzen Meer berichtet. Das türkische Verteidigungsministerium hatte die Berichte zunächst nicht kommentiert.
Der Kauf des russischen Raketenabwehrsystems im vergangenen Jahr hatte bereits Konsequenzen für die Türkei: Die USA warfen den Nato-Partner aus dem Produktionsprogramm für die neue Generation der F35-Kampfflugzeuge.
Washington hatte mit weiteren Sanktionen gedroht, sollte Ankara das S400-Raketenabwehrsystem auf seinem Territorium aufstellen und aktivieren. Washington sieht ein Sicherheitsrisiko in dem Raketensystem russischer Bauart, da es nicht kompatibel mit den Militärsystemen der Nato sei. Die USA fürchten, dass Russland über das Raketensystem Zugang zu sensiblen Daten der Nato erhalten könnte.