EU-Kommission kritisiert Erdogans Aufruf zum Boykott französischer Produkte

Das Europäische Parlament in Brüssel von außen
Das Europäische Parlament in Brüssel von außen

Die EU-Kommission hat den Aufruf des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zum Boykott französischer Produkte kritisiert. EU-Vereinbarungen mit der Türkei wie eine Zollunion sähen einen freien Handel mit Waren vor, sagte ein Sprecher am Dienstag. „Aufrufe zum Boykott von Produkten eines Mitgliedstaates stehen im Widerspruch zum Geist dieser Verpflichtungen.“ Sie würden den EU-Beitrittskandidaten Türkei „noch weiter von der Europäischen Union entfernen.“

Erdogan hatte die Türken am Montag aufgefordert, keine französischen Waren mehr zu kaufen. Hintergrund ist die Reaktion von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf die mutmaßlich islamistisch motivierte Ermordung eines Geschichtslehrers bei Paris, der seinen Schülern Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte.

Macron hatte darauf strengere Kontrollen von Moscheen und anderen muslimischen Einrichtungen angekündigt. Zudem hatte er die Meinungsfreiheit betont und gesagt, in Frankreich werde es auch in Zukunft möglich sein, solche Karikaturen zu zeigen.

Die Äußerungen sorgten in vielen muslimischen Ländern für Empörung. Es kam zu Anti-Macron-Protesten und Boykott-Aufrufen gegen Frankreich. Erdogan warf Macron am Wochenende Islamfeindlichkeit vor und riet dem Präsidenten, seinen „Geisteszustand untersuchen“ zu lassen.

Die Türkei ist seit 1963 mit der EU über ein Assoziierungsabkommen verbunden. Seit 1995 gibt es auch eine Zollunion zwischen beiden Seiten. Zudem ist die Türkei seit 1999 auch EU-Beitrittskandidat. Die Beitrittsgespräche wurden aber wegen der Massenverhaftungen nach einem gescheiterten Militärputsch von 2016 in der Türkei de facto ausgesetzt. 

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