EU-Ratspräsident fordert vor Video-Gipfel Strategie für Corona-Schnelltests

EU-Ratspräsident Charles Michel - Bild: REUTERS/Yves Herman/Pool
EU-Ratspräsident Charles Michel - Bild: REUTERS/Yves Herman/Pool

Vor den Beratungen der EU-Staats- und Regierungschefs über die Corona-Krise hat Ratspräsident Charles Michel eine europäische Strategie für Schnelltests gefordert. „Die zweite Welle von Covid-19 hat uns erreicht“, schrieb Michel am Dienstag in einem Newsletter. Die Lage sei „alarmierend“. „Wir müssen jetzt eine Tragödie verhindern.“

Während überall in Europa die Corona-Infektionszahlen rasant steigen, will die EU-Kommission am Mittwoch neue Vorschläge zum Vorgehen gegen die Pandemie vorstellen. Am Donnerstagabend beraten dann die EU-Staats- und Regierungschefs in einer Video-Konferenz über ihr weiteres Vorgehen.

Michel als Organisator der Video-Konferenz schlug „zwei Pfeiler“ für „entschlossenes“ und abgestimmtes europäisches Handeln vor: Tests und konsequente Kontaktverfolgung sowie Impfungen. „Wir brauchen eine Union der Tests und Impfungen“, forderte der EU-Ratspräsident.

Zwar seien nun die ersten Impfstoffe Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres zu erwarten, schrieb Michel. Es werde aber „viel länger dauern, bis sie der breiten Bevölkerung zur Verfügung stehen“.

In der Zwischenzeit seien schnelle Testmethoden um so wichtiger, erklärte Michel. Die bisher angewendeten PCR-Tests seien langsam und die Labore bei hohen Fallzahlen überlastet. Michel forderte deshalb die Nutzung von inzwischen zur Verfügung stehenden Antigen-Schnelltests, die Ergebnisse binnen 15 Minuten liefern könnten. Mit ihnen könnten im großen Stil auch Infizierte ohne Symptome erkannt werden.

Bei der Zulassung der Schnelltests müssten die Mitgliedstaaten abgestimmt vorgehen, damit diese überall in Europa anerkannt würden, forderte Michel. Darüber hinaus müssten Produktionskapazitäten für die Tests „auf europäischer Ebene strategisch gesichert werden“, damit sie „überall gleichzeitig verfügbar“ seien. Es dürfe sich nicht erneut eine Situation wie beim „Wettlauf um Masken“ und Schutzkleidung zwischen den Mitgliedstaaten wie im Frühjahr wiederholen.

Parallel müsse die Kontaktverfolgung grenzüberschreitenden verbessert werden, schrieb Michel. Dazu sei es nötig, dass die nationalen Corona-Warn-Apps miteinander Informationen austauschen könnten. 

Bei künftigen Impfungen müsse „Chaos um jeden Preis vermieden“ werden, warnte Michel. Es müsse klare Kriterien geben, welche Gruppen zuerst geimpft würden. Für Michel sind das die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie alte und chronisch kranke Menschen sowie Krankenhaus- und Pflegepersonal. 

Gleichzeitig müsse gegen „Desinformation“ zu Impfungen vorgegangen werden, verlangte Michel. „Wenn zu viele Menschen Angst vor dem Impfstoff haben, könnte die gesamte Operation untergraben werden.“

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