Die Menschen in Europa bezahlen, sparen und investieren immer häufiger auf elektronischem Weg – die Europäische Zentralbank (EZB) will sich daher auf die Einführung eines digitalen Euro vorbereiten. Ab dem 12. Oktober beginne eine Testphase, kündigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Freitag an. Ein Beschluss über die Einführung einer solchen Kryptowährung sei aber noch nicht gefasst. Und „in jedem Fall“ werde es auch weiterhin Bargeld geben.
„Unsere Aufgabe ist es, das Vertrauen in unsere Währung zu sichern“, erklärte Lagarde. „Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass der Euro für das digitale Zeitalter gerüstet ist.“
Die Zentralbank veröffentlichte am Freitag einen Bericht über die mögliche Ausgabe eines digitalen Euro. Dieser wäre demnach eine elektronische Form von Zentralbankgeld und könnte von der breiten Bevölkerung genutzt werden, genauso wie Bargeld, nur in digitaler Form: als schnelles, einfaches und sicheres Zahlungsmittel. „Er würde unser Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen“, betonte die EZB. Das Eurosystem werde auch weiterhin Bargeld ausgeben.
In dem Bericht werden den Angaben zufolge mehrere Szenarien durchgespielt – etwa eine erhöhte Nachfrage nach elektronischen Zahlungsmitteln im Euroraum oder eine deutlich geringere Nutzung von Bargeld, was ein „europäisches, risikofreies digitales Zahlungsmittel erforderlich machen“ könnte. Auch die Einführung eines weltweiten privaten Zahlungsmittels wie Libra von Facebook ist demnach ein Szenario: Es könnte demnach „aus regulatorischer Sicht bedenklich und mit Risiken für die Finanzstabilität und den Verbraucherschutz verbunden sein“.
Fabio Panetta, EZB-Direktoriumsmitglied und Vorsitzender der Taskforce zu digitalen Zentralbankwährungen, wies auch auf Vorteile hin: „Ein digitaler Euro würde dem kontinuierlichen Innovationsstreben in Europa weiteren Vorschub leisten. Er würde zur finanziellen Souveränität Europas beitragen und dem Euro international mehr Gewicht verleihen.“