Der Feldhase ist in Deutschland in seinem Bestand gefährdet. Damit geht es dem Feldhasen so wie fast einem Drittel aller heimischen Säugetierarten, wie aus der am Donnerstag vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Rote-Liste-Zentrum veröffentlichten neuen Roten Liste hervorgeht. Innerhalb der vergangenen zehn bis 15 Jahre habe sich die Lage für viele Säugetiere verschlechtert, so die Studienautoren. Allerdings konnte mit gezielten Maßnahmen auch einigen Arten geholfen werden.
Die Autoren der Roten Liste bewerteten für insgesamt 97 in Deutschland heimische Säugetiere die Bestandssituationen. Von diesen seien 30 – also 31 Prozent – gefährdet. Das heißt, sie sind vom Aussterben bedroht, stark gefährdet, gefährdet oder unterliegen einer Gefährdung unbekannten Ausmaßes, wie BfN-Präsidentin Beate Jessel erklärte.
„Zu den bestandsgefährdeten Arten zählen Arten des Offenlands wie der Feldhase, der Meere wie der Schweinswal oder der Wälder wie die Bechsteinfledermaus“, erklärte Jessel. „Ihre Vorkommen gehen zurück, weil die menschliche Nutzung ihrer Lebensräume weiter zunimmt.“ Wegen der Auswirkungen dieser Nutzung seien das Graue Langohr als Fledermaus, der Luchs und der Zwergwal nun als vom Aussterben bedroht eingestuft worden.
Positiv entwickelt habe sich hingegen binnen der vergangenen zehn bis 15 Jahre der Bestand von 17 Säugetieren und damit rund 18 Prozent der bewerteten Arten. Hier seien Maßnahmen im Bereich des Natur- und Umweltschutzes ausschlaggebend gewesen.
Bei weiteren 39 Arten sei zumindest eine stabile Entwicklung festgestellt worden, was oft gezielten Artenhilfsmaßnahmen zu verdanken sei. So hätten die bedrohten Bestände der Wildkatze oder des Großen Mausohrs – einer Fledermausart – von Maßnahmen im Quartierschutz oder der Einrichtung von Trittstein- oder Vernetzungsbiotopen profitiert.
Die Gesamtbilanz für die in der Roten Liste bewerteten 97 Säugetiere zeige für mehr als die Hälfte der Arten und Unterarten einen negativen Bestandstrend in den vergangenen 150 Jahren. Zugleich seien 41 Prozent der Säugetiere aufgrund ihrer aktuellen Häufigkeit und räumlich begrenzten Vorkommen als selten bis extrem selten eingestuft worden.
Dazu zählten Arten, die wie der Steinbock von Natur aus selten sind, aber auch Arten mit aktuell abnehmenden Beständen wie der Iltis. Auf der Roten Liste stehen auch zehn Arten, die in Deutschland ausgestorben oder verschollen sind. Dazu gehören etwa der Große Tümmler oder das Europäische Ziesel.
BfN-Präsidentin Jessel erklärte, um den Artenrückgang ernsthaft aufzuhalten, müsse an einer Reihe von Stellschrauben gedreht werden. „Wir brauchen auf breiter Fläche eine naturverträglichere Land- und Forstwirtschaft, im Verkehrs- und Siedlungsbereich müssen wir die anhaltende Flächeninanspruchnahme reduzieren.“
Darüber hinaus sei eine bessere Durchlässigkeit der Landschaft für mobile Arten, sowohl an Land als auch zu Wasser, nötig. „Die Rote Liste zeigt uns ganz deutlich, dass wir unsere Wirtschaftsweisen im Offenland, in den Wäldern und Gewässern verändern müssen, um unsere Artenvielfalt in Deutschland erhalten zu können“, erklärte Jessel