Seit vier Jahren ist Melania Trump die First Lady der USA, jetzt will Jill Biden sie im Weißen Haus ablösen. Porträts von zwei höchst unterschiedlichen Politikergattinnen:
Rätselhaftes Ex-Model im Weißen Haus
Auch nach vier Jahren im Weißen Haus ist Melania Trump vielen ein Rätsel. Die 50-Jährige lässt sich kaum in die Karten schauen und hält sich meist im Hintergrund. Der Kontrast zu ihrer volksnahen Vorgängerin Michelle Obama könnte kaum größer sein.
Über das Verhältnis zwischen der First Lady und dem Präsidenten, die im Weißen Haus getrennte Schlafzimmer haben, ist viel spekuliert worden: Immer wieder sorgte das stets todschick gekleidete Ex-Model aus Slowenien mit Gesten für Aufsehen, die als Zeichen der Distanz gewertet wurden. Nach Trumps Einzug ins Weiße Haus blieb Melania zunächst monatelang in New York. Mehrfach ignorierte sie vor laufenden Kameras die vom Präsidenten gereichte Hand.
Dass die First Lady in der Corona-Pandemie offensiv für Schutzmasken warb, verstanden viele als Abgrenzung zum Präsidenten, der so gut wie nie einen Mund-Nasen-Schutz trägt und sich über Maskenträger lustig macht. Und beim Nominierungsparteitag der Republikaner im August erkannte die 50-Jährige mit dem starken osteuropäischen Akzent als eine der wenigen Rednerinnen die Schwere der Pandemie an.
Das Coronavirus bekam die First Lady später selbst zu spüren: Sie erkrankte Anfang Oktober wie der Präsident an Covid-19. Zuletzt sagte sie wegen eines hartnäckigen Hustens einen Wahlkampfauftritt an der Seite ihres Mannes ab.
Melania ist Trumps dritte Ehefrau. Das Paar ist seit 2005 verheiratet und hat mit dem 14-jährigen Barron einen gemeinsamen Sohn. Zu Trumps ältester Tochter Ivanka soll die First Lady ein eisiges Verhältnis haben.
Spötter beschreiben Melania gerne als Gefangene im Weißen Haus. In mehreren Biografien wird die 50-Jährige aber als eigenständig, selbstbewusst und durchsetzungsfähig beschrieben. Als First Lady rief sie die Initiative Be Best ins Leben, die Kinder vor den Folgen der Opioid-Krise und vor Online-Mobbing schützen soll. Der letzte Punkt entbehrt nicht einer gewissen Ironie – schließlich ist ihr Ehemann für Beschimpfungen politischer Gegner in den Online-Netzwerken bekannt.
Bidens bester Bodyguard
Die 69-Jährige ist für ihren Ehemann Joe Biden eine Lebensstütze, engagierte Wahlkämpferin – und zugleich eine inoffizielle Personenschützerin. Im März wurde die frühere Second Lady mit ihrem geistesgegenwärtigen und beherzten Einsatz gegen zwei Störerinnen bei einem Wahlkampfauftritt ihres Mannes zum Internet-Star. Sie wehrte nacheinander gleich zwei Veganismus-Aktivistinnen ab, die auf die Bühne gestürmt waren.
„Ich bin wahrscheinlich der einzige Präsidentschaftsbewerber, dessen Ehefrau gleichzeitig der Secret Service ist“, scherzte der Ex-Vizepräsident später. Vor wenigen Wochen dann sorgte die blonde Politikergattin für Aufsehen, als sie ihren Mann freundlich, aber bestimmt zurückzog, als er inmitten der Corona-Krise zu nahe vor Journalisten stand.
Die Bidens bilden schon seit mehr als vier Jahrzehnten ein unzertrennliches Duo. Der damalige Senator und die Englischlehrerin, geborene Jacobs, heirateten 1977. Biden hatte fünf Jahre zuvor bei einem Autounfall seine erste Ehefrau Neilia und die gemeinsame Tochter Naomi verloren. Jill gab vorübergehend ihren Lehrerjob auf, um die Kinder großzuziehen, Bidens Söhne und später die gemeinsame Tochter Ashley.
Als Joe Biden 2008 an der Seite von Barack Obama das Weiße Haus eroberte, wurde Jill Biden Second Lady der USA. Eine herzliche Persönlichkeit, energiegeladen, eloquent, mit einer Vorliebe für farbenfrohe Kleider, hohe Lederstiefel und Perlenschmuck. Und beruflich unabhängig: Selbst als Second Lady unterrichtete die Doktorin der Erziehungswissenschaften an einem sogenannten Community College, einer Art Zwischenstufe zwischen Schule und Universität.
Anders als die Trumps demonstrieren die Bidens stets Nähe und neckische Zuneigung. „Ich bin Joe Biden und ich bin Jills Ehemann“, stellt sich der Präsidentschaftskandidat gerne vor, ganz der Gentleman alter Schule.
Die 69-Jährige wiederum legt sich im Wahlkampf mächtig für ihren Mann ins Zeug, reist in umkämpfte Schlüsselstaaten und bewirbt den Kandidaten als Versöhner des Landes. Aus der früheren Second Lady könnte bald die First Lady werden.