Johnson will sein Land zum Vorreiter der Windkraft machen

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Symbolbild: Windkraftanlagen auf dem Land

Der britische Premierminister Boris Johnson will Großbritannien zum Vorreiter bei der Nutzung von Windkraft machen. In zehn Jahren solle jeder britische Haushalt Strom aus Offshore-Windkraftanlagen beziehen können, sagte er am Dienstag in seiner Rede beim Parteitag der Konservativen Partei. Er wolle künftig stark auf grüne Energien setzen, sagte Johnson, der wegen seiner Handhabung der Corona-Krise massiv in der Kritik steht. 

Der Plan des Premierministers sieht vor, dass innerhalb von zehn Jahren viermal so viel Energie durch küstennahe Windkraftanlagen produziert werden soll wie derzeit. Das entspricht einer Zunahme von aktuell 10 auf 40 Gigawatt. „So wie Saudi-Arabien das Öl hat, wird Großbritannien die Windkraft haben – zwei Standorte mit nahezu unbegrenzten Ressourcen, aber im Falle der Windkraft ohne CO2-Emissionen und ohne Umweltschäden“, sagte er.

Von seinem Vorhaben verspricht sich der Premierminister auch einen Aufschwung für die britische Wirtschaft: Die Investitionen in Höhe von umgerechnet 176 Millionen Euro zur Herstellung von Turbinen würden rund 60.000 Arbeitsplätze sichern, versprach Johnson. 

Umweltschützer kritisierten, das Vorhaben gehe nicht weit genug. Infolge der Corona-Krise hatte Johnson versprochen, eine nachhaltige Wirtschaft aufzubauen. Die Opposition nannte Johnsons Ziele  ehrgeizig, aber „nutzlos ohne einen richtigen Plan mit Vorschlägen zur Umsetzung“. Weitere Kritiker sagten, Johnson wolle mit seiner Ankündigung lediglich die Aufmerksamkeit von seinen zahlreichen Fehlschlägen während der Corona-Pandemie ablenken.

Großbritannien ist mit mehr als 42.000 Todesopfern das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land in Europa. Zugleich ist es auch das Land, das mit einem Rückgang des Bruttoinlandprodukts von 19,8 Prozent im zweiten Quartal die europaweit größten wirtschaftlichen Einbußen erlitt.

Seinen Enthusiasmus für grüne Energien hat Johnson offenbar erst kürzlich entwickelt: 2013 sprach er sich als Bürgermeister von London für die Nutzung von Schiefergas aus, das nach seiner damaligen Aussage eine bessere Lösung gegen Energieknappheit biete als Windkraft. 

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