Der bekannte US-Journalist Glenn Greenwald ist im Streit um einen Artikel über den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden aus dem von ihm mitbegründeten investigativen Journalismus-Projekt „The Intercept“ ausgestiegen. Die Redaktionsspitze der Investigativ-Website habe sich geweigert, den Artikel zu veröffentlichen, falls er nicht „alle kritischen Abschnitte“ über Biden entferne, erklärte Greenwald am Donnerstag. „The Intercept“ wehrte sich gegen die Vorwürfe und warf Greenwald vor, „zweifelhafte Behauptungen“ der Kampagne von US-Präsident Donald Trump wiederzugeben.
Greenwald wollte nach eigenen Angaben einen Artikel veröffentlichen, in dem er Nachrichtenredaktionen eine positive Voreingenommenheit gegenüber Biden vorwirft. Konkret sei es um die distanzierte Berichterstattung über Korruptionsvorwürfe gegen Bidens Sohn gegangen, die die konservative Boulevardzeitung „New York Post“ veröffentlicht hatte.
Die „Post“-Berichte stießen umgehend auf große Skepsis. Die Online-Netzwerke Twitter und Facebook schränkten die Verbreitung des Artikels ein und wiesen auf ungeklärte Fragen über den darin verbreiteten Wahrheitsgehalt hin. Der 53-jährige Greenwald erklärte jedoch, „The Intercept“ sei von den „gleichen Tendenzen von Repression, Zensur und ideologischer Homogenität“ wie die nationale Presse geprägt.
„The Intercept“ wehrte sich: Greenwald sei „eine erwachsene Person, die einen Wutanfall hatte“. „Während er uns der politischen Voreingenommenheit bezichtigt, war er es, der versuchte, die zweifelhaften Behauptungen einer politischen Kampagne – der Trump-Kampagne – wiederzuverwerten und als Journalismus zu verkaufen.“
Der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Greenwald hatte die Website „The Intercept“ 2014 mit zwei anderen Journalisten gegründet. Zuvor war er bei der britischen Zeitung „The Guardian“ tätig.