30 Jahre nach der Wiedervereinigung hält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Zusammenhalt in Deutschland für eine weiterhin große Zukunftsaufgabe. „Wir werden sehr viel Kraft für einen solchen Zusammenhalt aufbringen müssen“, sagte Merkel in einem Interview des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Freitagsausgaben).
Diese Aufgabe werde sich aber nicht mehr allein auf den Zusammenhalt zwischen Ost und West konzentrieren, betonte die Kanzlerin: „Ein Land im 21. Jahrhundert zusammenzuhalten heißt, ein bestimmtes Maß an Gerechtigkeit für alle zu haben.“
Merkel unterstrich zugleich, sie sehe „große Fortschritte bei der Angleichung des Lebensstandards“ zwischen Ost- und Westdeutschland. Sie zeigte gleichwohl Verständnis dafür, dass sich manche Menschen in Ostdeutschland als Bürger zweiter Klasse fühlten. Dafür gebe es Auslöser wie etwa „verpasste Lebenschancen“.
Die Kanzlerin würdigte die Lebensleistung von ehemaligen DDR-Bürgern: „Wir haben gelernt zu improvisieren, und wir haben uns angesichts vieler Mängel immer gut organisiert.“ Dies seien Fähigkeiten, „die einem auch heute helfen“. Viele Menschen aus der DDR hätten „ihre Fähigkeiten im vereinten Deutschland eingebracht“, „etwas geschafft und viel geleistet“.
Die zentralen Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit am Samstag finden in Potsdam statt. Daran werden Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnehmen. Bereits am Freitag gedenkt der Bundestag mit einer zweistündigen Debatte (ab 09.00 Uhr) der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.