Nawalny nennt Altkanzler Schröder einen „Laufburschen Putins“

Alexej Nawalny - Bild: Evgeny Feldman / CC BY-SA
Alexej Nawalny - Bild: Evgeny Feldman / CC BY-SA

Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hat Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) als einen „Laufburschen“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnet. Nawalny sagte der „Bild“-Zeitung (Mittwochsausgabe), es sei „sehr enttäuschend“, dass der frühere Bundeskanzler erklärt habe, es gebe noch keine gesicherten Fakten zu dem Giftanschlag auf ihn. „Er ist immerhin der ehemalige Kanzler des mächtigsten Landes in Europa“, sagte Nawalny. „Jetzt ist Schröder ein Laufbursche Putins, der Mörder beschützt“.

Schröder leitet den Verwaltungsrat der Nord Stream 2 AG, der Projektgesellschaft für die umstrittene Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, bei der der russische Energiekonzern Gazprom formal einziger Anteilseigner ist. Zudem ist er Aufsichtsratschef des größten russischen Ölkonzerns Rosneft. Kritiker werfen ihm vor, in seiner Position Lobby-Arbeit für den Kreml zu betreiben.

Nawalny sagte der „Bild“-Zeitung, Schröder werde „von Putin bezahlt“. „Ich weiß nicht, welche verdeckten Zahlungen er von Putin bekommen hat“, fügte Nawalny hinzu, dessen Stiftung immer wieder Fälle von Korruption in Russland aufdeckt. „Es gibt eine offizielle Bezahlung und ich habe keine Zweifel, dass es auch verdeckte Zahlungen gibt. Das ist meine persönliche Meinung als Anwalt, der Rosneft und Gazprom mehrere Jahre lang untersucht hat.“

Er habe zwar „kein Dokument, auf dem schwarz auf weiß steht: Hier, Herr Schröder, das ist ihre Aktentasche voller Geld“, sagte Nawalny. „Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass Schröder verdeckte Zahlungen bekommt.“

Nawalny war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde er auf Drängen seiner Familie und Unterstützer zur Behandlung in die Berliner Charité gebracht. Ein Speziallabor der Bundeswehr wies nach, dass Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der sogenannten Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde. Am Dienstag bestätigte auch die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) diesen Befund.

Moskau weist den Verdacht zurück, staatliche russische Stellen könnten Nawalny gezielt vergiftet haben. Nawalny machte in der „Bild“-Zeitung erneut Putin persönlich für die Tat verantwortlich. „Ich glaube, dass das ein direkter Befehl von Putin war und erwarte nicht, dass es jemals eine echte Ermittlung geben wird“, sagte der Kreml-Kritiker dem Blatt. Bisher gebe es in Russland noch „nicht mal den Versuch, es so aussehen zu lassen, als würde man ermitteln“.

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44940 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt