Tausende Muslime sind am Freitag in mehreren Ländern zu neuen Protesten gegen den französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf die Straße gegangen. Die Teilnehmer der Kundgebungen in Bangladesch, Pakistan und dem Libanon machten ihrem Ärger über Macrons Verteidigung von Mohammed-Karikaturen Luft.
In Bangladesch fanden nach dem Freitagsgebet landesweit Proteste statt. Einige Demonstranten verbrannten dabei Bilder des französischen Staatschefs. Nach Angaben der Polizei nahmen allein in der Hauptstadt Dhaka 12.000 Menschen an den Protesten teil; unabhängige Beobachter sowie die Organisatoren sprachen von 40.000 Teilnehmern.
Die Menschen in dem muslimisch geprägten Land gingen bereits das zweite Mal in dieser Woche gegen Frankreich und seinen Präsidenten auf die Straßen. „Wir sind alle Soldaten des Propheten Mohammed“, riefen die Demonstranten in Dhaka am Freitag. Sie forderten außerdem einen Boykott von französischen Waren sowie Strafen für Macron.
In der libanesischen Hauptstadt Beirut lieferten sich Demonstranten Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften. Die rund 200 Teilnehmer der Kundgebung wurden zurückgedrängt, als sie sich der Residenz des französischen Botschafters näherten, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Einige Demonstranten griffen die Beamten mit Steinen und Flaschen an. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein.
In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gingen rund 2000 Menschen auf die Straße und marschierten ebenfalls auf die französische Botschaft zu. Barrikaden hielten die Menschen davon ab, ihr Ziel zu erreichen. Einige Teilnehmer warfen Steine auf Polizisten, diese setzten Tränengas gegen die Demonstranten ein. Die Menschenmenge rief „Vertreibt den französischen Hund“ und „Enthauptet den Gotteslästerer“.
In der Metropole Karachi zogen 10.000 Menschen nach dem Freitagsgebet anlässlich des Geburtstages des Propheten Mohammed durch die Stadt. Auch dieser Protest war geprägt von Wut über den französischen Präsidenten.
Ministerpräsident Imran Khan hatte zuvor die Regierungen der muslimischen Länder zu einem geschlossenen Kampf gegen „Islamfeindlichkeit“ aufgerufen und eine „Schändung des Heiligen Korans“ in europäischen Ländern beklagt. Kleinere Proteste fanden auch im benachbarten Afghanistan statt.
Auslöser der Spannungen waren Macrons Aussagen zur Verteidigung der Meinungsfreiheit nach dem mutmaßlich islamistischen Anschlag auf einen Lehrer bei Paris, der Mohammed-Karikaturen in seinem Unterricht gezeigt hatte. Der Präsident betonte, dass Frankreich „Karikaturen und Zeichnungen nicht aufgeben“ werde.
Seit Macron die Karikaturen nach der Ermordung des Pädagogen Samuel Paty verteidigt hat, kommt es in vielen muslimischen Ländern zu Protesten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief zum Boykott französischer Waren auf und riet dem Präsidenten, seinen „Geisteszustand untersuchen“ zu lassen.
Auch in Frankreich blieb die Lage angespannt, nachdem ein Mann am Donnerstag drei Menschen in einer Kirche in Nizza getötet hatte. Der französische Staatschef nannte die Tat einen „islamistischen Terrorangriff“.