Nicht von Sternen blenden lassen! Rezensionen bei Onlinehändlern quer lesen und Stichwörter suchen

Grafik: Online-Bewertung
Grafik: Online-Bewertung

Gefälschte und manipulierte Nutzerbewertungen im Netz sind laut Bundeskartellamt weit verbreitet – das Produkt mit den meisten Sternen muss daher nicht immer das beste sein. Dennoch können die Bewertungen Verbrauchern wichtige Hinweise geben.

Warum sind Bewertungen nicht immer seriös? 

Firmen unternehmen eine Menge, um positive Bewertungen zu bekommen. Sie können sie zum Beispiel von spezialisierten Dienstleistern kaufen oder Software, sogenannte Bots, einsetzen, um Bewertungen künstlich zu erzeugen. Einige Onlinehändler haben Produkttester-Clubs gegründet, die neue Produkte teilweise früher als alle anderen geliefert bekommen und in einigen Fällen auch gratis. Die Verbraucherzentralen vermuten, dass die Mitglieder nicht mehr objektiv sind, weil sie sich von der bevorzugten Behandlung geschmeichelt fühlen und um ihre Privilegien fürchten, falls sie zu kritisch bewerten. 

Wie können Verbraucher unseriöse Bewertungen erkennen? 

Die Stiftung Warentest rät bei ungewöhnlich langen Rezensionen zur Vorsicht. Normale Verbraucher halten sich demnach üblicherweise eher kurz, bezahlte Tester schildern hingegen gern ausführlich. Das Kartellamt empfiehlt, auf Hinweise wie übertriebene Sprache und wiederkehrende Muster zu achten. Taucht dieselbe Formulierung etwa immer wieder auch bei anderen Produkten auf, ist das verdächtig.

Die Verbraucherzentralen raten, auf besondere Bezeichnungen für die Verfasser mancher Bewertungen zu achten, die auf Vorteilsprogramme hinweisen könnten. Manche Händler heben Bewertungen dieser privilegierten Kunden extra hervor oder platzieren sie weiter oben. Aufschluss kann ein Klick aufs Nutzerprofil geben. Wer etwa ungewöhnlich viele Bewertungen für ähnliche Produkte abgibt, ist wahrscheinlich kein einfacher Verbraucher. 

Welche weiteren Nachteile haben Kundenbewertungen? 

Im Gegensatz zu unabhängigen Prüfinstituten wie der Stiftung Warentest können Verbraucher nur aus ihrer persönlichen Erfahrung berichten. Dabei setzen sie die Produkte aber oft nicht absichtlich Belastungstests aus. Auch die Inhaltsstoffe eines Produkts können Laien kaum bewerten, und die Vergleichsmöglichkeiten mit ähnlichen Produkten sind häufig beschränkt. Die Experten der Stiftung testen hingegen immer mehrere Produkte einer Kategorie im Labor, wobei sie sie auch auseinandernehmen und Extremsituationen aussetzen. 

Wie können Verbraucher dennoch sinnvolle Informationen aus Kundenbewertungen ziehen? 

Wer sich für ein Produkt interessiert, sollte sich nicht nur vom Gesamtschnitt beeinflussen lassen, sondern die Bewertungen immer quer lesen und dabei sowohl positive als auch negative Rezensionen beachten. Bewertungen, in denen sich die Kunden nur über eine schnelle Lieferung freuen, sagen nichts über die Produktqualität aus, beeinflussen aber den Schnitt. Stattdessen können Kunden mithilfe der Suchfunktion nach Schlagwörtern wie „kaputt“ suchen. Tauchen diese häufiger auf, könnte der Artikel trotz eines guten Gesamtschnitts nicht sehr langlebig sein.

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