Nobelkomitee würdigt Einsatz des Welternährungsprogramms

Symbolbild: Nobelpreis
Symbolbild: Nobelpreis

Für seinen weltweiten Einsatz gegen den Hunger wird das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das WFP sei eine „treibende Kraft“ gegen den „Einsatz von Hunger als Waffe“ in Kriegs- und Konfliktgebieten, erklärte das Nobelkomitee am Freitag in Oslo. Durch seine Arbeit verbessere es insgesamt die Bedingungen für Frieden in Konfliktregionen.

Mit der Auszeichnung wolle das Nobelkomitee den Blick der Weltöffentlichkeit auf die Millionen von Menschen richten, die Hunger leiden oder von Hunger bedroht sind, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, bei der Bekanntgabe in Oslo. Hunger und bewaffnete Konflikte seien in einem „Teufelskreis“ miteinander verbunden: Krieg und Konflikte könnten Hunger auslösen, eine schlechte Lebensmittelversorgung und Hunger könnten zu Konflikten führen.

Die Coronavirus-Pandemie habe den Hunger in vielen Ländern noch vergrößert, sagte Reiss-Andersen. In Ländern wie dem Jemen oder dem Südsudan habe die Kombination aus einem gewaltsamen Konflikt und der Pandemie die Zahl der Menschen, die „kurz vor dem Hungertod stehen“, dramatisch erhöht. Weltweit haben nach Angaben des WFP 690 Millionen Menschen nicht genug zu Essen.

Das 1961 gegründete WFP mit Sitz in Rom ist nach eigenen Angaben die führende humanitäre Organisation im Kampf gegen den Hunger und half im vergangenen Jahr 97 Millionen Menschen in 88 Ländern und verteilte insgesamt 15 Milliarden Lebensmittelrationen. Zwei Drittel der Hilfsprogramme werden demnach in Ländern umgesetzt, die von Konflikten betroffen sind – dort ist die Wahrscheinlichkeit von Unterernährung demnach drei Mal höher als in sicheren Ländern. 

WFP-Chef David Beasley zeigte sich „zutiefst geehrt“ durch die Auszeichnung für seine Organisation. Dies sei eine „unglaubliche Anerkennung“ für die Arbeit des WFP, erklärte er im Online-Dienst Twitter. Er sei „zum ersten Mal in seinem Leben sprachlos“. Das WFP erklärte in einer weiteren Reaktion auf Twitter, die Auszeichnung rufe in Erinnerung, dass Frieden und der Kampf gegen den Hunger „Hand in Hand gehen“.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sprach von einer „hochverdienten“ Auszeichnung für das WFP. „Das Welternährungsprogramm steht für die Verantwortung der Weltgemeinschaft für jedes einzelne Menschenleben“, erklärte Maas auf Twitter. Der „unermüdliche Einsatz“ des WFP rette jeden Tag Millionen Menschen vor Hunger und Mangelernährung. „Seine MitarbeiterInnen sind an den gefährlichsten Orten der Welt VorkämpferInnen der Menschlichkeit.“

Auch die Bundesregierung gratulierte dem Welternährungsprogramm zu der Auszeichnung. Der Nobelpreis hebe die überaus verdienstvolle Arbeit des WFP gerade auch in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie hervor, sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises soll im Dezember in Oslo stattfinden, wegen der Corona-Pandemie allerdings in kleinerem Rahmen oder online. Das Preisgeld beträgt zehn Millionen schwedische Kronen (rund 950.000 Euro). 

Im vergangenen Jahr war der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed für seinen Friedensschluss mit dem jahrzehntelang verfeindeten Nachbarland Eritrea ausgezeichnet worden. Innenpolitisch steht Abiy mittlerweile aber stark unter Druck: In dem Vielvölkerstaat im Nordosten Afrikas sind alte ethnische Konflikte wieder aufgebrochen, gegen regierungskritische Proteste ging die Polizei gewaltsam vor.

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