Nutri-Score soll gesündere Kaufentscheidungen ermöglichen

So sieht er aus - Der Nutri-Score
So sieht er aus - Der Nutri-Score

Deutschlands Verbraucher stehen im Supermarkt oft vor Rätseln: Kleingedruckte Nährwerttabellen, deren Angaben zumeist auf Portionsgrößen umgerechnet werden müssen – verbraucherfreundlich geht anders. Dabei ist der Willen zur gesunden Ernährung da, nur oft das Wissen nicht. Nun soll Anfang November die Nährwertampel Nutri-Score kommen. Die Verbraucher sollen mit ihrer Hilfe gesündere Kaufentscheidungen treffen können.

WAS IST DER NUTRI-SCORE?

Die fünfstufige Farbskala von A bis E soll schnell und einfach über die Nährstoffzusammensetzung verarbeiteter Produkte informieren. Sie reicht von einem grünen A bis zum roten E: Das grüne A steht für eine besonders gesunde und optimale Nährstoffzusammensetzung, das rote E warnt vor Ungesundem. So soll die Skala auch den Vergleich innerhalb einer Produktgruppe ermöglichen, etwa von verschiedenen Müslis oder Joghurts. 

In einer repräsentativen Umfrage des Bundesernährungsministeriums von 2019 setzte sich Nutri-Score gegen andere Modelle der Lebensmittelkennzeichnung durch. Die Befragten fanden es am verständlichsten.

WIE WIRD DER WERT AUF DER BUCHSTABENAMPEL BERECHNET?

Das System wurde von französischen Forschern entwickelt: Dabei verrechnen Hersteller günstige und ungünstige Nährstoffe. Am Ende steht ein Wert, der über Farbe beziehungsweise Buchstabe entscheidet. Kalorien, Zucker, gesättigte Fettsäuren und Natrium haben einen Wert zwischen 0 und 40 und wirken sich negativ in der Berechnung aus. Für vorteilhafte Ballaststoffe, Eiweiß, Obst, Gemüse und Nüsse werden Punkte abgezogen. Je niedriger der Gesamtwert am Ende, desto besser. Bei Lebensmitteln ergibt ein Wert zwischen minus 15 und eins ein grünes A – ein Wert ab 19 und höher ein rotes E.

WAS SIND DIE NACHTEILE DER LEBENSMITTELAMPEL?

Verbraucher können im Geschäft nicht nachvollziehen, wie die Berechnung zustande kommt. Das müssten sie erst zu Hause im Internet nachsehen. Manche positive Inhaltsstoffe fließen nicht in die Bewertung ein, darunter Omega-3-Fettsäuren und Vitamine. Bei einigen Produkten kann die Ampelkennzeichnung somit auch in die Irre führen. 

SIND ALLE ROT GEKENNZEICHNETEN LEBENSMITTEL AUTOMATISCH SCHLECHT?

Einigen Produkten, die nur aus einer Zutat besten, wird der Nutri-Score nicht gerecht. Ein Beispiel hierfür ist Olivenöl. Es würde wegen seines Fettanteils von 100 Prozent eine schlechte Bewertung bekommen. Dabei hat es vorteilhafte, ungesättigte Fettsäuren. Die fallen jedoch beim Nutri-Score nicht ins Gewicht und schaffen so in der Berechnung keinen verbessernden Ausgleich.

WIE STEHEN VERBRAUCHERSCHÜTZER ZU DER KENNZEICHNUNG?

Verbraucherschützer begrüßen den Nutri-Score – das Kennzeichen sollte ihrer Ansicht aber „einheitlich und verbindlich“ eingeführt werden, und zwar europaweit. Bislang ist die Kennzeichnung für die Unternehmen freiwillig. 

In Frankreich, wo der Nutri-Score 2017 eingeführt worden war, zog der größte Verbraucherverband des Landes, UFC-Que Choisir, 2019 daher auch eine negative Bilanz: Der Nutri-Score war nur auf fünf Prozent der Verpackungen im Großhandel aufgedruckt. 

IST ZU ERWARTEN, DASS NUTRI-SCORE EU-WEIT KOMMT?

Laut Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) ist die verpflichtende nationale Einführung von erweiterten Nährwertkennzeichen europarechtlich derzeit nicht möglich. Sie will daher die Entwicklung einer EU-weit einheitlichen erweiterten Nährwertkennzeichnung aber mit anderen EU-Ländern zusammen vorantreiben. 

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